Warum will keiner mehr ins Kloster?

Q1: Wenn die Seele in sich selbst leer und in sich selbst geschlossen ist, ja, wenn das eigene, geräuschvolle Ich ganz fort ist, dann ist Raum und Stille, dass anderes Platz finden und sich vernehmbar machen kann.

Q2: Lieber Muho,  da bin ich wieder und ich habe 4 kurze Fragen: 1.) Wie groß ist die Seele? 2.) Welchen Geschmack hat die Seele? 3.) Welche Farbe hat die Seele? 4.) Wie ist Deine Erfahrung damit?

Diese Kommentare beziehen sich auf die Videos

(331) Zen ohne Seele? Eher nicht, oder doch? https://youtu.be/laFD3Z0lwho

(332) Hast DU eine Seele? Wenn ja, wo steckt sie? https://youtu.be/3DjS01vWUkA

(333) Die Vorstellung einer ewigen Seele macht mir Angst!  https://youtu.be/-6c7bSnUkTI

Q: Hrrrng… tief empfundene spirituelle Fragen sind nach meiner Erfahrung immens wertvoll und wirksam. Aber es geht nie darum, was die richtige Antwort ist, oder ob es eine gibt – es geht immer ausschließlich darum, woher die Frage kommt. Welche unbewussten Prämissen impliziert meine Frage? Was muss ich sein, um diese Frage stellen zu können? Spirituelle Fragen sind immer rückwärts gerichtet, es sind unbewusste Fragen nach dem Fragesteller, nach dem Selbst. Das bekannteste Beispiel is Maharshis "Who am I?" Spontane Fragen, die mich weitergebracht haben, waren z. B.:

– Warum sitze ich hier überhaupt?

– Was erlebe ich als Liebe, wenn es so offensichtlich kein Gefühl und keine Beziehung ist?

– Für wen – ganz genau – decke ich eigentlich den Tisch im Kloster?

– Was macht meine Verneigung 'richtig', wenn es nicht die korrekte Haltung ist?

– Wenn ich das Suchen so offensichtlich nicht lassen kann – was kann ich statt dessen lassen?

– Was ist Kunst oder Schönheit wenn es kein Ding da draußen ist?

– Ist meine Kamera "erleuchtet" wenn sie statt richtig und falsch nur Schönheit und Gegenwart sieht?

– Was wenn die Wahrheit mich sucht statt umgekehrt?

– Wenn ich in Antaiji "überhaupt nicht zähle" – zählt trotzdem wer oder was für mich?

– Wenn das Sitzen nichts bringt – was fehlt dann? Oder was ist überflüssig?

– Ist meine Sehnsucht nach Erwachen glaubwürdig, wenn ich die Möglichkeit ausschließe, dass ich es genau jetzt und bedingungslos erfahren kann?

Dies wirklich nur als Anregung. Wenn Du eigene Sachen hast – lass nicht locker, sei wie ein Terrier! Was kümmert dich hingegen die Frage, ob dein Schlauchboot nen Außenborder oder Proviant an Bord hat, wenn doch nur feststeht, dass es sinkt?

 

seeker of truth

follow no path

all paths lead where

truth is here (e. e. cummings)

Q: Zwei Fragen: Ist es (erstens) legitim, dass du weiterhin als "Abt Muho" veröffentlichst? Vielleicht ist das werbewirksamer und vom Verlag erwünscht. Aber es stimmt doch nicht mehr wirklich. Ich empfinde es auch ein bisschen unfair gegenüber deiner Nachfolgerin, auch wen Enko san dir gegenüber sehr bescheiden und voller Hochachtung ist, so weit ich davon etwas mitbekommen habe. Zweite Frage: Kann man japanische, ordinierte Zenpriester korrekter Weise noch überhaupt als "Mönche" bezeichnen? Der Begriff 'Mönch' kommt von griech. 'monós' (allein) und meint im allg. Sprachverständnis jemanden, der zunächst ehelos / ohne sexuelle Praxis mit Partnern lebt (alles andere wird normaler Weise als Entgleisung, Untreue und Pflichtverletzung verstanden), der darüber hinaus weiterhin unter dem Verzicht bzw. mit der Eingrenzung, Minimierung und Sublimierung der drei freud'schen Primärtriebe lebt und außer dem  Sexual- und Fortpflanzungstrieb (1.) auch dem Ess- und Fresstrieb (2.) und dem Macht- und Geltungstrieb (3.) adieu zu sagen versucht. So stehen Mönche eigentlich außerhalb der hierarchischen Systeme.

Q: Zweite Frage: Kann man japanische, ordinierte Zenpriester korrekter Weise noch überhaupt als "Mönche" bezeichnen? Der Begriff 'Mönch' kommt von griech. 'monós' (allein) und meint im allg. Sprachverständnis jemanden, der zunächst ehelos / ohne sexuelle Praxis mit Partnern lebt (alles andere wird normaler Weise als Entgleisung, Untreue und Pflichtverletzung verstanden), der darüber hinaus weiterhin unter dem Verzicht bzw. mit der Eingrenzung, Minimierung und Sublimierung der drei freud'schen Primärtriebe lebt und außer dem  Sexual- und Fortpflanzungstrieb (1.) auch dem Ess- und Fresstrieb (2.) und dem Macht- und Geltungstrieb (3.) adieu zu sagen versucht. So stehen Mönche eigentlich außerhalb der hierarchischen Systeme. Der hl. Benedikt von Nursia hat sich auch selbst nicht zum Priester ordinieren lassen! Christliche, hinduistische und buddhistische Möche reduzieren ursprünglich ihre Nahrungsaufnahme auf ein Minimum, was ihrer Gesundheit und ihrer Lebenserwartung oft sehr förderlich gewesen ist. In der katholischen Kirche wurden erst spät die Mönchsideale, insbesondere der Zölibat, mit der Priesterweihe verbunden, mit den katastrophalen Folgen, die jetzt z.Zt. ja wieder verstärkt durch die Missbrauchsfälle im kathol. Klerus an die Öffentlichkeit kommen. Was Japan betrifft, sind, wenn ich das richtig sehe, alle drei Mönchsideale aufgegeben worden, angefangen mit der abendlichen "Medizin" im Kloster, mit der Aufgabe des Verzichtes auf sexuelle Kontakte mit anderen Partnern und schließlich mit der Einbindung der Mönche in ein hierarchisches, ja sogar erbliches, staatlich mehr oder weniger kontrollierbares System. Benedikt hatte im 6. Jh. die eremitisch lebenden Mönche in Gemeinschaften zusammengefasst. Homo sapiens animal sociale est (Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen)! Auch Buddha hat von Anfang an eine Gemeinschaft organisiert. Das Bedürfnis nach einer könobitisch orientierten klösterlichen Lebensform ist nach meinem Eindruck in der heutigen Kulturphase nicht mehr in dieser Form vorhanden. Warum dieser Wunsch in meinem Leben immer wieder dominant war, wäre zu hinterfragen. Interessant wäre auch die Frage, warum sich junge Männer (und z.T. auch Frauen) dem Buddha, Benedikt von Nursia, Bernhard von Clairvaux und Franz von Assisi damals zu hunderten angeschlossen haben - und warum das heute offenbar kein attraktives und tragfähiges Lebensmodell mehr ist.