Wu-Wei-Wach - wie kann ich das erreichen?

Q: Wu-Wei-Wach   wie kann ich das erreichen? Mein Sohn bat mich letztens, als ich sagte, ich wolle meditieren, ich möchte doch bitte für ihn etwas  "mitmeditieren" .  Später dachte ich, dass wäre so, als solle er für mich  "mit Liegesstütze" machen. Lieber Muho,  mir ist halbwegs bewusst, dass du nicht für mich wach sein kannst, dass mein Aufwachen, (Erwachen) , mein Wacher-werden  mein Herauskommen aus dem Traum, dem Film (meinem Film), eben MEIN Aufwachen ist, MEIN Herauskommen aus MEINEN Illusionen. Oder machen (wachen) wir das auch irgendwie füreinander? Jeder für Jeden? Irgendwie auch. Meine Frage an dich ist: - Wie kann ich wacher werden?- Wenn ich mich darum bemühe, beim Sitzen, im Alltag, wird mir erst bewusst, wie sehr ich träume, wie verstrickt ich bin. Da komme ich mir in letzter Zeit doch eher seicht, und irgendwie unzulänglich vor. Andererseits weiß ich auch, dass gerade das DAS die Verblendung ist. Da gibt es nichts hinzuzugewinnen, ich muss mich nur besinnen. Aber wie? Wie ? Bewusstes Tun im Kleinen hilft, zum Beispiel gaanz sachte ein Glas abstellen, nach dem Trinken, oder es vor dem Trinken behutsam zu ergreifen. Oder sich seiner Ungezügeltheit bewusst zu sein, wenn man hastig danach greift. Oder Gemüse richtig gründlich putzen und waschen, ohne dabei mehr als das Nötigste wegzuschneiden, und ohne dabei daran zu denken, was ich gleich dem Muho schreibe, ( was ich aber offensichtlich doch getan habe), sondern wirklich bei der Sache sein. Und ja, das muss ich alles selber machen! Ich habe auch schon festgestellt,  dass es mir erstmal anstrengend vor kommt, mich so konzentrieren zu "müssen" , (da ist immer ein gewisser Widerstand spürbar, ich frage mich im Hinterkopf immer ob es sich lohnt) . 

Q: ...Aber je mehr es gelingt, je besser ich bei der Sache bin, und bleibe, desto mehr Energie wird freigesetzt. Das ist schon befriedigend! Was kann ich noch fürs Wach sein tun? - Möglichst vorurteilsfrei betrachten. Alte Vorstellungen loslassen, die Dinge in ihrer Reinheit  des Jetzt- Seins erkennen. Aber immer wieder stellt sich das Gefühl der Unvollkommenheit ein.  Dieses annehmen ? Das Wachseinwollen loslassen? Das Licht wirft Schatten.  Der Mond, die Kiefer,  wo bin ich? Vielleicht,  (wahrscheinlich) liegt der Fehler darin, das ich als ich wach sein will. Ich sollte ich vergessen, und einfach nur wach sein. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, sehe ich ein verpeiltes,  müdes Männchen, verdorben von Bequemlichkeit,  versponnen, unscharf. Wie komme ich zu mehr Klarheit? Als ich eben den Hausmüll und  Altglas weggebracht habe , habe ich gemerkt, dass unbedingte Klarheit gar nicht das Ziel ist.  Es geht mir um etwas anderes. Und das ist auch schon da. Liebe. Verbundenheit. Und dann doch wieder das Gefühl  von Mangel.  Was fehlt da? Vertrauen ??  Was stört?  Wie kann ich das Mangelgefühl loslassen? Koan des Lebens.     Kannst du helfen ?    Danke !   🙏

Q: Woran erkennt man dass man genug bzgl einer Arbeit und bes. bzgl Menschen ( jmdm zuhören, Enkel - Sitting, Anrufe beantworten...) gemacht hat. So ähnlich hat schon jmd in dieser Kommentarspalte gefragt. Das treibt mich auch um. Ich finde es ist selten genug was ich tue, dennoch bin ich müde oder erschöpft. Dann komme ich in den Widerstand zu den Menschen um mich. Dann ziehe ich mich mehr zurück , dann beginnt es von neuem : ich tue nicht genug ! Eine Art Kreislauf. Ja, woran erkenne ich dass es genug ist und ich zufrieden sein "darf".

Muho: Ich finde, dass es Bonpu in seinem Kommentar sehr schoen ausdrueckt, besonders schon im ersten Satz, "dass das Geben nicht vom Ich kommen darf, das nur Almosen und Opfer kennt – es muss von dort kommen, wo nie Mangel herrscht. Man spürt, wenn das geschieht."

Q: Ja, dieser Beitrag hat mich sehr bewegt. Meine Frage müsste also eigentlich lauten : Wie finde ich den Zugang zum Mangellosen ? Und wenn es sich schon mal kurz gezeigt hat, wie halte ich den Kontakt, wie halte ich den Zugang frei ? Der Bereich des Mangellosen schüttet sich mit der Zeit immer wieder zu . Oder existiert nur als vage, blasse Erinnerung.

Muho: Ich glaube es läuft auf eine der folgenden Fragen hinaus, die immer wieder gestellt werden und auf die ich auch in Zukunft noch häufiger zurück kommen werde: "Ich versuche schon so lange, von wirklichem allem loszulassen. Warum will es mir nicht gelingen?" "Vor einigen Jahren hatte ich eine Erfahrung, die man auch als Sterben-auf-dem-Kissern beschreiben könnte. Wie kann ich das noch einmal wiederholen?" "Ich habe gelesen, dass es im Zen nicht um das Tun sondern das Nicht-Tun geht. Bitte erkläre mir, wie ich das Nicht-Tun machen kann!" "Ich verstehe, dass es nicht darum geht, Erleuchtung zu erreichen, sondern ins Hier-und-Jetzt zurück zu kehren. Kannst Du mir erklären, wie das geht?" ... Und die Antwort auf all diese Fragen ist natürlich, dass Du das nicht "machen" kannst. Du bist schon da. Erleuchtung macht es bereits für Dich. Und trotzdem reicht es Dir nicht. Sawaki würde sagen: "Du sitzt im Zug und beginnst zu rennen, um schneller ans Ziel zu kommen!" Die gute Nachricht ist, dass Dich auch das Rennen nicht aus dem Hier-und-Jetzt befördert. Es gibt keinen Ausweg aus dem Nirvana. Und: Irgendwann wirst Du so erschöpft sein, dass Dir gar keine andere Wahl bleibt, als das Mangellose zuzulassen.

Q: Vielen Dank dafür, Muho. Und schon geht es weiter mit den Gedanken .... wenn ich ( oder die Antaji-Besucher oder Mönche ) also schon im Zug sind und nicht rennen brauchen, was antworten sie ( ich) dann auf die Bemerkung beim Tee nicht gut genug gearbeitet zu haben ? Vllt : ich habe mein Möglichstes getan, es tut mir leid dass es nicht gut genug war. Oder: nächstes mal ( morgen) versuch ichs anders, dann wird es besser. Oder... Noch immer frage ich mich wie "zur Weide werden" mit eigenen und fremden Erwartungen zusammen gehen kann, ohne inneren Widerstand ( also im Kontakt mit der Mangellosigkeit )

Bonpu: Ich fand oft, die schlimmste Form der Arroganz ist: "Ich bin nicht reif für Erleuchtung." Was immer man individuell darunter verstehen mag. Demut ist für mich "Nicht mein Wille sondern Deiner (der Wille des Ganzen)." Trotzdem ist da sehr wohl ein Wille, Energie. Manche nennen das "den inneren Guru".

Q: Wie war es denn bei dir, Muho, "danach" ? Du hast nie behauptet erleuchtet zu sein, oder das Nirvana erreicht zu haben, aber du redest davon "auf dem Kissen gestorben" zu sein. Was war denn das ? Was war denn da genau los? Einmal alles loslassen hast du es genannt, was genau bedeutend das? Was passiert da ? Muss Mensch selbst erleben, schon klar, aber wie war es bei dir ? Und warst du danach "ein Anderer"? Siehst du dich und die Welt jetzt anders als davor? Und wenn ja, worin besteht der Unterschied? Gab es wirklich diesen Moment, diesen einen Augenblick des Erwachens, oder "Sterbens" ,nachdem alles anders war?Bisher hast du, meines Wissens, nur erzählt, dass es eine Phase gab, in der du dachtest, wenn ich jetzt noch weitersitze, dann sterbe ich. Und als du deinem Meister das sagtest sagte er , er wüsste gar nicht, wo das Problem sei, das Kloster habe einen Friedhof, und auf dem sei noch genug Platz. Auch für dich.Und danach hast du weiter gesessen, ( erzähl ich das ungefähr richtig ? ) und konntest dann alles loslassen ( was "alles" ? ) und dann ging es leichter. Hmmmm.... Was war da geschehen?Kannst Du das noch einmal aufgreifen, und genauer beschreiben ? Bist du auf dem Kissen gestorben ?Und wie lebt es sich als "Gestorbener" ?