Wie kann ich das Leiden in der Welt akzeptieren?

Q: Die Frage "Wie kann ich das Leiden in der Welt akzeptieren" war für mich (neben der Frage "Was soll ich auf der Welt") der Grund, Zazen zu üben und ich dachte eigentlich, ich wäre mit diesem Problem weiter...

Aber eine Sache ist es, zu wissen, wie verletzlich man selbst und der Mensch überhaupt ist; eine andere ist es jedoch das gezeigt zu bekommen.

Wie kann ich mit dem Leiden umgehen? Wenn es dabei um mein Leiden geht, habe ich die Frage aufgegeben. Es gibt wohl kein Mittel dagegen, zumindest für mich. Ich kann noch so sehr üben, den Schmerz nur wahrzunehmen, wenn er lange genug anhält zermürbt mich das einfach. Gleiches mit der Angst (vor dem Eingriff): beim Zahnarztbesuch kann ich die vielleicht noch dämpfen indem ich sie betrachte, aber auf längere Zeit zermürbt sie mich und ich bin ihr völlig schutzlos ausgeliefert. Schmerzmittel bei denen man nur so dahindämmert tun ihr Übriges. Aber eine Frage aufzugeben kann vielleicht auch ein Schritt zu ihrer Beantwortung sein...

Aber wie ist es mit den anderen Menschen? Oder um es nicht so abstrakt zu machen, was ist mit den mir nahestehenden Menschen? Mit meinen Kindern? Das Leiden und die Verzweiflung scheinen in die Welt eingebaut zu sein. Ich lebe in dieser Welt. Ich möchte mein Leben als Geschenk auffassen. Aber wie soll das gehen, wenn manche anderen Menschen unermesslich leiden? Wie kann ich mich hinstellen und ein Loblied auf das Leben singen wenn andere in Verzweiflung und Schmerz versinken? Ein für mich unlösbarer Widerspruch. Hast Du das für Dich gelöst? Oder liegt hier für Dich gar kein Widerspruch vor?

Und noch eine Sache: ich habe im obigen Absatz zwar mit dem Befinden der Anderen angefangen, aber am Schluss geht es wieder nur um mich: es sieht so aus, als ob das Leiden der Anderen mich in meinem Lobgesang stört und als ob das das Problem sei am Leiden der Anderen… An dieser Stelle breche ich mal ab, ich scheine nicht in der Lage zu sein, über das Leiden der Anderen nachzudenken ohne daß ich wieder die Hauptrolle spiele. Lieber Muho, vielen Dank daß Du Dich bis hierhin durch mein Gefasel durchgequält hast. Übrigen ist ja auch das Verrückte, daß sich die Welt immer weiterdreht, unabhängig davon, was ich von ihr halte. Vielleicht komme ich irgendwann dahin, darin auch etwas Tröstliches zu sehen.

Q: ...An dieser Stelle breche ich mal ab, ich scheine nicht in der Lage zu sein, über das Leiden der Anderen nachzudenken ohne daß ich wieder die Hauptrolle spiele. Lieber Muho, vielen Dank daß Du Dich bis hierhin durch mein Gefasel durchgequält hast. Übrigen ist ja auch das Verrückte, daß sich die Welt immer weiterdreht, unabhängig davon, was ich von ihr halte. Vielleicht komme ich irgendwann dahin, darin auch etwas Tröstliches zu sehen.  

PS: Mit meiner Frage im letzten Brief bin ich momentan in diesem Stadium einer Art Antwort: Ja, das Leiden existiert und ja, Deine Verzweiflung darüber ist auch nur egoistisch. Aber dann hilf halt den Anderen. Was soll dieses dauernde Kreisen um Dich selbst, hilf den Anderen. Und dann schwingt das Pendel wieder um und Du merkst wie wenig Du Dich eigentlich anstrengst um den Anderen zu helfen. Also wie egal deren Leiden Dir eigentlich ist. Und dann sei wieder down weil Du merkst daß Du den Anderen eigentlich viel zu wenig hilfst und Du Dir mit Deiner Menschenfreundlichkeit etwas vormachst. Realisiere das und hilf wieder den Anderen. Und so weiter und so weiter. Leben und Tod. Vielen Dank daß Du darauf auf YouTube eingehen willst. 

Q: Lieber Muho, machst Du Dir manchmal Gedanken darüber, was andere über Dich denken? Oder bist du lieber ganz du selbst und es ist Dir egal, was andere denken?  

Q: Hallo Muho, vor kurzem sagtest du in einem deiner Beiträge sinngemäß :“ Ja ja, auf dem Kissen sitzen und nicht nach Erleuchtung suchen, wer‘s glaubt wird selig….!“ In einem anderen Beitrag war die Formulierung in etwa. Zu behaupten nicht nach Erleuchtung zu suchen wäre arrogant...Warum mir das in Erinnerung geblieben ist?! ICH habe ganz ehrlich NICHT nach Erleuchtung gesucht!!! Und mir auch viele Fragen die sich darum ranken nie gestellt. Vielleicht hat mich das davor bewahrt enttäuscht zu sein. Ich beschäftige mich mit Buddhismus, weil es mich interessiert und bin weit davon entfernt rechthaben zu wollen!  

Vermutlich bezieht sich diese Frage auf ein Video wie (228) Welche Farbe hat der Wind? 6. April 2021: https://youtu.be/K3ywE9Fa0Jc

Q: Nein! Man muss nicht jede Äußerung von einem "Typen" kommentieren.   Mein Anliegen: Seit fast 50 Jahren beschäftige ich mich mit dem tibetischen als auch mit dem Zen-Buddhismus. Beim neuerlichen Lesen des Textes über "Die Bedeutung des Bardo Thödol..." aus Govindas "Grundlagen tibetischer Mystik" schoss mir ein Schreck in die Glieder - als hätte ich früher das Bodhisattva-Gelübde abgelegt und mich soeben erst daran erinnert!  Bedingt durch dieses Gelübde sähe und fühlte ich mich dann angehalten, meinen Weg konsequenter zu verfolgen. Ich lasse "Es" geschehen in dem "Wissen", dass alles seinen Gang geht bzw. sich alles fügen wird.   Dennoch wäre ich für deine Meinung  dankbar. 🙏🏼