"Meditation hat mich vor Selbstmord bewahrt"

Radio Bremen: 

Haben Sie schon einmal mehr als eine Stunde meditiert? Dann wissen Sie sicher, wie schwer das ist. Olaf Nölke alias Abt Muho macht das jeden Tag fünf Stunden, an einigen Tagen sogar 15 Stunden. Eingeschlafene Beine? Rückenschmerzen? Kennt er auch alles. Aber irgendwann, sagt er, hat er den Schmerz des langen Sitzens überwunden, obwohl der Schmerz noch da war. Er sei innerlich gestorben und hätte so alles losgelassen und dann gemerkt, dass er lebt. Auf die Frage, was dieses lange Meditieren denn bringe, antwortet er ganz cool: Nichts. Und genau das sei auch der Sinn des Meditierens. Einfach nur dazusitzen, seinen Atem zu hören, zu spüren, dass man einen Körper hat und dadurch im Hier und Jetzt zu sein. Dabei sei alles schon da, sagt Muho. In uns, im Hier und Jetzt. Und das zu erkennen, habe ihn vor dem Selbstmord gerettet. Mit 16 Jahren kommt Olaf Nölke auf ein Internat in Braunschweig. Seine Jugend beschreibt er als finster und dunkel. Er sei am liebsten in seinem Zimmer gewesen – allein. Dass er sich so viele Fragen nach dem Sinn des Lebens stellt, hatte auch damit zu tun, dass seine Mutter gestorben ist, als er sieben Jahre alt war. "Ich dachte: Warum leben wir eigentlich, wenn wir sowieso sterben müssen?" sagt der Abt in der Gesprächszeit. Ich war immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und in der Meditation erkannte ich: Das Leben hat keinen Sinn. Sondern das Leben selbst ist der Sinn. Doch wer glaubt, dass ein Mönch völlig in seiner Mitte ist und nur noch aus der Ruhe im Hier und Jetzt lebt, der irrt. "Wenn ich keine Ruhe finde zum Arbeiten zum Beispiel, dann kann ich echt wütend werden," verrät der Zen-Mönch in der "Gesprächszeit". Der Abt lebt mit seiner japanischen Frau und seinen drei Kindern auf 25 Quadratmetern. In Japan ist es üblich, auf sehr engem Raum zu leben. Daran musste sich Olaf Nölke erst mal gewöhnen. Was Erleuchtung überhaupt ist und ob er erleuchtet werden will, warum er findet, dass die etablierten Parteien mit der AfD reden sollten und wie sich Deutschland von Japan unterscheidet – das erzählt der Zen-Mönch auf Bremen Zwei in der "Gesprächszeit". Darin redet er auch über sein neues Buch "Das Meer weist keinen Fluss zurück. Der Weg zu Liebe und Gelassenheit."