Was ist Vertrauen?

Kurze Antwort: "Ein Geschenk!"

Aus dem Bendowa:

F: Manche sagen, dass keine Notwendigkeit besteht, die Sutras zu rezitieren oder körperlich zu üben, wenn wir die Bedeutung von "Unser Geist ist Buddha" vollständig erfassen, da wir durch einfaches Wahrnehmen unserer eigenen angeborenen Buddha-Natur den Buddha-Weg vollständig erreichen. Ist es deshalb wirklich unerlässlich, Zazen zu üben? A: Eine solche Ansicht ist fragwürdig. Wenn das, was du sagst, stimmt, dann könnte beinahe jeder das Dharma erfassen. Der Weg der Buddhas und Patriarchen ist, zu üben und zu studieren und die Zweiteilung von Ich und Nicht-Ich aufzugeben. Wenn es nur das Wissen wäre, dass "unser Geist Buddha ist", dann hätte Shakyamuni nicht solche Anstrengungen und Unannehmlichkeiten auf sich genommen, um anderen zu helfen, die Erleuchtung zu erreichen. Betrachte folgendes Beispiel: Gensoku war ein Schüler von Hogen. Eines Tages fragte ihn Hogen: "Wie lange bist du schon hier?" "Drei Jahre", erwiderte Gensoku. "Warum hast du mich niemals nach dem Buddha-Dharma gefragt?" fragte Hogen. Gensoku sagte ihm: "Ich möchte dich nicht belügen. Als ich beim Meister Seiho übte, erfuhr ich die Erleuchtung des Buddha-Dharma." "Bitte sage mir, wie du diesen Zustand erreicht hast", wollte Hogen wissen. "Ich fragte einst Seiho, was das wahre Selbst eines buddhistischen Schülers sei, und er antwortete: "Der Laternenanzünder fragt nach Feuer." "Das ist eine sehr gute Beschreibung", sagte Hogen, "aber ich fürchte, du hast sie nicht verstanden." Gensoku sagte: "Nun, ich nahm an, dass es bedeutet, mit dem Feuer nach Feuer suchen, sei wie das Selbst, das nach dem Selbst sucht." Hogen sagte: "Ich hatte recht. Du verstehst es nicht. Wenn das, was du sagst, das Buddha-Dharma ist, wäre es niemals bis in die heutige Zeit weitergegeben worden," Bestürzt verließ Gensoku das Kloster. Unterwegs jedoch dachte er an Hogens großes Ansehen und an seine fünfhundert Schüler. Er entschloss sich, zurückzukehren und warf sich vor dem Meister nieder. Dann fragte er: "Was ist das wahre Selbst eines buddhistischen Schülers?" "Der Laternenanzünder fragt nach Feuer", sagte der Meister. Als er dies hörte, war Gensoku erleuchtet. Wir sehen daher, dass man das Buddha-Dharma nicht durch das alleinige Verständnis, dass unser Geist Buddha ist, erreichen kann. Wenn es so wäre, hätte ihn Hogen niemals gewarnt oder dies gesagt, um Gensoku auf den Weg zu führen. Wenn du einem guten Meister begegnest, befolge die Regeln und weihe dich ganz der Übung des Zazen; klammere dich nicht an ein oberflächliches Verständnis. Dann wird der wunderbare Weg des Buddha-Dharma in Erscheinung treten, und es wird nicht vergebens sein. F: Wenn wir die alten Chroniken von Indien und China betrachten, lesen wir, dass jemand, als er einen Ziegel, der gegen einen Bambus schlug, hörte, erleuchtet wurde; und dass jemand den Weg erreichte, als er Pfirsichblüten sah. Shakyamuni verwirklichte den Weg, als er den Morgenstern sah, und Ananda erreichte das Dharma, als ihm gesagt wurde, er sollte eine Fahnenstange umlegen. Seit dem sechsten Patriarchen, bis zu der Bildung der fünf Schulen, sind wahrlich viele durch ein einziges Wort oder einen Satz erleuchtet worden. Ist es ganz sicher, dass alle diese Menschen den Weg des Zazen geübt haben? A: Du kannst ganz sicher sein, dass sie alle den Weg des Zazen übten, alle möglichen Arten der Unterscheidungen aufgaben und die Dualität hinter sich ließen. F: In Indien und China sind die Menschen meist ehrlich, aufrichtig und gebildet. Deshalb fällt es ihnen leicht, das Buddha-Dharma anzunehmen. Den Japanern hingegen mangelt es an Wohlwollen und Weisheit, so dass der wahre Samen des Dharma schwerlich wächst. Unser Land ist unzivilisiert, das ist sehr betrüblich. Sogar unsere Priester können sich nicht mit den Laien in diesen Ländern vergleichen. Das Volk ist engherzig, gefühllos und strebt nach weltlichem Ruhm und Glück. Wenn solche Menschen Zazen üben, können sie dann wirklich die Erleuchtung des Buddha-Dharma erreichen? A: Was du gesagt hast, stimmt. Unseren Menschen fehlt es wirklich an Wohlwollen und Weisheit; ihr Geist ist schwerfällig. Auch wenn man ihnen den Nektar des Dharma geben würde, er würde sich gleich in Gift verwandeln. Sie beschäftigen sich zu sehr mit Ruhm und Glück. Trotzdem können auch sie den Weg erreichen. Zur Zeit Buddhas soll es jemanden gegeben haben, der durch die Stufen der Arhatschaft ging, nachdem ihn ein Ball traf; und eine Kurtisane betrat den Buddha-Weg, nachdem sie mutwillig eine Kesa getragen hatte. Beide waren nicht viel mehr als unverständige Tiere. Aber auch sie wurden durch den wahren Glauben von der Täuschung befreit. Eine alte Frau erreichte die Erleuchtung, als sie einen närrischen, alten Mönch ruhig sitzen sah, während sie ihm eine Mahlzeit reichte. Es hing nicht von weltlicher Klugheit oder von Buchstaben, Worten oder den Sutras ab; es war nur der Besitz einer richtigen geistigen Haltung.

(http://www.zensite.de/Zensite/te1/Bendowa.htm)

Glaube bei Dogen (aus "Futter für Pferd und Esel"):

"Wer den Buddhaweg praktiziert, der muss zuerst an den Buddhaweg glauben. Wer an den Buddhaweg glaubt, muss daran glauben, dass er sich von Anfang an inmitten des Weges befindet, ohne jegliches Hindernis, ohne täuschende Gedanken, ohne sich im Kreis zu drehen, ohne etwas zuviel oder zuwenig, ohne irgendein Fehl. Auf diese Weise Glauben wachzurufen und den Weg zu klären, um ihn dadurch zu üben, stellt die Grundlage des Erlernens des Weges dar."

Glaube bei Sawaki Kodo (aus "An Dich" und "Zen ist die grösste Lüge aller Zeiten"):

"Viele verwechseln eine Art Rausch mit Glauben. Es gibt da einen der Ehrfurcht ähnlichen Rausch, der aber nur eine Täuschung ist. Glaube bedeutet umgekehrt: vollkommenes Nüchternwerden von jeglichem Rausch."

"Glauben bedeutet, klar und rein zu sein. Er besteht aus Gelassensein. Doch da gibt es wieder einmal Leute, die das mit Aufgeregtsein verwechseln und mit allen Kräften versuchen, sich in Aufregung zu versetzen. Da stellen sie plötzlich fest, dass es gar nicht so einfach ist, sich in Aufregung zu versetzen: Deshalb tun sie dann wenigstens aufgeregt."

"Wird da nicht ein Haufen von Wahnideen an den Mann gebracht, unter den Etiketten "Glaube", "Satori" und so weiter?"

"Manche sagen: "Wenn ich den Sawaki reden höre, kühlt sich mein Glaube ab." Denen werde ich den Glauben demnächst noch ganz kalt machen! Denn solch ein Glaube ist nichts anderes als Aberglaube. Andere sagen: "Sawakis Gerede erweckt keinen Glauben in mir." Es erweckt keinen Aberglauben, das ist alles."

"Wo dein Unbefriedigt-Sein als Unbefriedigt-Sein zu den Akten gelegt wird, da herrscht Geistesruhe. Das ist so wie der Geist eines Tauben, der heimlich lauschend seinen eigenen Fehler erkennt. Oder der Geist dessen, der nackt um sein Leben flehend, in Sekundenschnelle stirbt. Oder aber auch der Geist dessen, der den Bettler, der ihm bis heute unnachgiebig am Ärmel zupfend überallhin nachfolgte, plötzlich nicht mehr finden kann. Es ist der Geist nach der Flut, die den Schönheitssalon guten Glaubens hinwegschwemmt."

"Das Leben ist ein einziger Ehekrach. Und wir hoffen vergeblich darauf, dass jemand kommt und den Streit für uns schlichtet. Die Instanz, die allein vermag, den Streit zu schlichten, müssen wir in uns selbst tragen. Das ist es, was ich Glauben nennne. Diese innere Kraft empfängst du von deiner Religion, dem Buddhismus. Das muss so sein als ob der Buddha in deinem Herzen wohnt und dir täglich einen Besuch abstattet. Du musst diese Beziehung so weit entwickeln, dass dieser Buddha an jedem Ort und in jedem Augenblick zum Vorschein kommt - dann wirst du dich nicht nur von deinem eigenen Leiden befreien, sondern auch all das Leiden um dich herum auflösen."

"Du musst Zazen inmitten deiner Illusionen praktizieren. Zazen wirft das Licht der Wahrheit auf dich selbst, der du verloren bist in der Irre. Inmitten deiner Illusionen bist du umfangen von Buddha, und je deutlicher du Buddha siehst, desto deutlicher wirst du auch erkennen, wie tief du dich in deine Illusionen verstrickt hast und wie erbärmlich du dein Leben wirklich lebst. Glauben bedeutet, sich schweigend über sich selbst klar zu werden."

"Glauben bedeutet, über sich selbst klar zu werden. Wenn du den Krug mit dem trüben Wasser fest hinstellst, dann wird sich der Dreck bald setzen. Das gilt auch für deine Illusionen während Zazen: Du hast diese Illusionen, und da ist auch gar nichts dabei. Wichtig ist nur, dass du ganz du selbst bist. Lass dich von nichts und niemandem an der Nase herumführen - sitz einfach stabil an deinem Platz, und deine Illusionen werden sich ebenfalls setzen."

"Wenn du klar erkennst, dass dein Leben nahtlos verbunden ist mit dem Universum und kein Haarbreit zwischen dich und Buddha passt, dann wird es dir nichts ausmachen, ob du auf der Bühne die Vorder- oder Hinterbeine im Kamel-Kostüm spielst: Du wirst in jeder einzelnen deiner Handlungen deine ganze Lebenskraft entfalten."

"Ich sage oft, dass Satori bedeutet, zu verlieren. Zu gewinnen bedeutet in die Irre zu gehen. Wer beim Geldspiel Erfolg hat, oder beim Lotto gewinnt, wird sich in der Illusion verlieren. Warum wollen die Menschen eigentlich alle gewinnen und Erfolg haben? Wenn die Welt endlich verstünde, dass das gar nicht notwendig ist, hätten wir den Frieden auf Erden."