Was macht man mit Alter, Krankheit und Schmerz?

Frage: "Lieber Muho, könntest Du etwa zum Thema Alter, Krankheit, Schmerz und Zen sagen. Der Schmerz bringt einen ja unweigerlich zur "Präsenz im Hier und Jetzt", was aber macht man nun damit?"

Frage: "Es heißt immer wieder Zen praktiziert man mit dem Körper. Andererseits man solle "Körper und Geist loslassen". Irgendwie widerspricht sich das für mich, so wie ich das verstehe - soll man sich nun auf den Körper konzentrieren oder doch alles völlig loslassen und nichts im direkten Fokus haben? Dazu passend auch: Soll man die Konzentration beim Zazen auf dem Atem oder irgendeinem anderen Punkt halten oder doch völlig loslassen und nur mit der Aufmerksamkeit "das ganze Universum ausfüllen". Denn konzentriert man sich auf einen Punkt, dann hält man doch irgendwie daran fest und macht ihn wichtiger als alles andere?"

Kurze Antwort: Loslassen und Annehmen sind zwei Seiten derselben Medaille. Ohne aufmerksames Annehmen gibt es kein Loslassen!

Frage 1: " Wie stehst du zum Konsum von Nachrichten und wie handhabst du dies? Wie stehst du zum Konsum von Unterhaltung jeglicher Art? Welche Rolle spielt sie in deinem Leben (klösterlich vs. außerhalb des Klosters)?"

Frage 2: "Wenn ich nun in der Corona-Zeit mit anderen Leuten rede, seien es Kollegen oder Bekannte, dann sagt niemand dass er oder sie Angst davor habe. Eigentlich geht es mir auch so. Rein rational betrachtet, blickt man im Detail auf die Statistiken und das Virus selbst, so wird man herausfinden, dass covid-19 nicht so sehr gefährlich ist, zumindest hätte es viel schlimmer kommen können. Ich habe aber dennoch manchmal Angst. Also wenn ich erkältet bin, und "Corona-Symptome" habe, wenngleich es kein Corona ist, dann triggert das all die Bilder und Nachrichten, die man seit März so im Hinterkopf angehäuft hat. Da ich den Eindruck habe, Zazen machen reicht allein nicht, was würdest Du da noch machen, sodass sich im Kopf nichts dauerhaft festfrisst?"

Kommentar A: "Im Zen geht es um das Loslassen von Dingen und Gedanken. Wenn man die Dinge und Gedanken ziehen lässt, dann lassen auch die Emotionen nach, die man mit diesen Dingen verbindet - z. B. mit Beruf, Hobbys, Partner, Freunde, am Ende sogar Zen selbst. Und wenn das so ist, wird das Leben dann nicht langweilig, oder schlimmer noch: Gerät man nicht in Gefahr, an sich selbst vorbeizuleben oder sich zu belügen? Denn jeder Mensch ist doch eine Persönlichkeit, ein Individuum mit Wünschen, (Ab-)Neigungen, Talenten? Wie kann man dem im Zen noch gerecht werden, wenn man alles loslässt?"

Kommentar B: "Hallo Muho, kann ein Christ authentisches Zazen üben oder muss er zum Buddhismus „konvertieren.“ Ist eine „Doppelbeheimatung“ in Buddhismus und Christentum möglich?"

Kommentar C: "Ich fühle mich dem Buddhismus nicht so nahe wie Jesus. Es gibt Wüstenpflanzen und Dotterblumen am Bach - Jedes gehört irgendwohin, genau auf dem Platz dem Gott ihm zugetragen hat. Das ist weder gut noch schlecht... es ist wie es ist ! Ich habe Deinen Kanal abonniert - weil...? Ich weiß es nicht! Freue mich über jeden Beitrag von Dir."

Kommentar D: "Ich möchte als Laie auch noch meinen Senf abgeben: Kloster = Alltag. Paradies = Alltag. Ehe = Alltag. Beruf = Alltag. Überall = Alltag. Alltag ist Augenblick. Augenblick ist Gegenwart Gottes. Und dazu passend habe ich im Zen gelesen: "Offene Weite - nichts von heilig". - ...und in dieser Erfahrung sind wir ganz Allein. Ich bin 65 Jahre und in München geboren (röm.kath.) und aufgewachsen - und genauso lange hat es gedauert bis ich o.g. erfahren durfte. Was bleibt ist Stille!"

Kommentar E: "Mir war nicht klar, dass die Frage der Wiedergeburt (also gibt es sie, oder eben nicht) so ambivalent gesehen werden kann. Ich dachte immer, das gehört beim Buddhismus dazu, gerade bei Lehrern usw. Oder kommt das auf die jeweilige Schule an? Finde ich auf jeden Fall erfrischend, dass du sagst, du siehst das neutral. Hätte ich jetzt ehrlich gesagt nicht so erwartet (kenne das nur vom Christentum her, da gibts eben Dinge, an denen man nicht "rüttelt", weil sonst das ganze Konstrukt keinen Sinn mehr macht). Wie ist das denn (falls du da einen Überblick hast).. ist man mit der Ansicht eher in der Unterzahl? Und bist du im Kloster da auch mal mit jemandem 'aneinander geraten', als Schüler oder dann als Lehrer/Abt, weil du das für dich eben nicht klar beantworten konntest? Vielleicht noch als Ergänzung... ich frage das auch, weil mich der Buddhismus irgendwie noch ziemlich verwirrt. Wann ist man denn Buddhist? Auf die Frage habe ich in Foren oder auf Facebook bisher immer nur eine Antwort bekommen wie "warum brauchst du ein Label?". Das hilft mir aber irgendwie nicht weiter. Was macht denn jemanden zum Buddhisten? Ich dachte immer, der Glaube an Wiedergeburt z.B. gehört da essenziell dazu (so wie es im Christentum ja irgendwie keinen Sinn machen würde, nicht an ein ewiges Leben oder die Dreifaltigkeit zu glauben). Wann bin ich Buddhist? Und wann bin ich vielleicht einfach nur interessiert? Und wo ist der Unterschied bzw. wo würdest du da die, vielleicht fließende, Grenze ziehen (auf Laien bezogen - wenn man im Kloster lebt ist es ja klar)? Was zum Buddhismus gehört definiert ja vielleicht auch jede Schule anders? Muss Buddhismus irgendeine Art von Glaube beinhalten, oder gibt es auch einen Buddhismus, der sozusagen säkular ist und ohne Glaube auskommt? Mich verwirrt das wirklich total. Sorry, wenn da jetzt viel Geschwurbel dabei war. Aber bisher konnte mir das irgendwie noch niemand konkret beantworten."