Metta und Zen - passt das?

Frage 1: "Hallo Muho! Ich habe mit dem täglichen "Sitzen" begonnen. Welche Meditationsmethoden haben sich bewährt? Wie meditierst du? (Konzentration auf die Atembetrachtung/Mantra-Meditation/...)"

Frage 2: "Spielt das bewusste Kultivieren von Mitgefühl innerhalb deiner Praxis eine Rolle? In anderen buddhistischen Traditionen gibt es ja dafür eine eigene Meditations-Praktik (Meditation der liebenden Güte). Wie ist das im Zazen?"

Frage 3: "Ändert das jahrelange Üben des Zen oder das Meditieren die Sicht auf seinen Kinder oder Familienmitglieder wenn sie andere ungünstige Wege für Ihr Leben einschlagen? Z.B Die eigene Kinder werden Kriminell oder verfallen den Dogen, der /die Partner/in trennt sich, oder andere sehr wichtige und sehr nahe stehende Menschen passiert was Schlimmes. Also etwas was man nicht mehr ändern kann, auch nur hinnehmen? Dein Kind loslassen weil es ja eine eigene Persönlichkeit ist und dieser erst durch seinen eigenen negativen Lebensweg vielleicht wieder zu sich kommt? Und wenn nicht sich, zusehend hinnehmen bis sie sich in ihre eigene Verstrickungen verlieren? Kann man mit diesem Schmerz es wegmeditieren oder hinnehmen? Oder die Erklärung: es ist wie es ist, alles ist Liebe und miteinander verbunden?"

Zitat aus "Zazen oder der Weg zum Glück" (Rowohlt Verlag):

Aus der japanischen Jodo-shin-Schule stammt eine Form der Kontemplation, die „Naikan“ (wörtlich: Innenschau) heißt und auch in der westlichen Psychotherapie verwendet wird – freilich ohne den buddhistischen Kontext. Dabei setzen sich die Meditierenden eine Woche lang hinter einen Wandschirm, unterbrochen wird ihre Kontemplation nur von drei Mahlzeiten und Gängen aufs Klo. Das erinnert zunächst an die Sesshins im Zen. Ein großer Unterschied ist allerdings, dass ein buddhistischer Priester jedem einzelnen Meditierenden mehrmals täglich eine Aufgabe stellt. Für einen bestimmten Zeitraum der Kindheit will er wissen: „Was hat deine Mutter damals für dich getan?“ „Was hast du damals für deine Mutter getan?“ „Wie viele Schwierigkeiten hast du damals deiner Mutter bereitet?“ Ich selbst habe nie an einer solchen Kontemplationswoche teilgenommen, aber bei vielen bewirkt sie nicht nur eine radikale Wende darin, wie sie ihre Eltern sehen, sondern ermöglicht überhaupt eine ganz neue Weltanschauung: Unser ganzes Leben verdanken wir der Hilfe anderer und statt mehr zu fordern, ist es an uns, dankbar zu sein und zurückzugeben. Gewöhnlich wünschen wir uns mehr Liebe von den Eltern und klagen, wenn uns das verwehrt bleibt. Wir fragen uns aber selten, was wir für unsere Eltern tun können und ob wir sie auch so lieben, wie wir gern von ihnen geliebt werden wollen. Leider versäumen es diese Menschen später sogar viel zu oft, ihren eigenen Kindern die Liebe zu schenken, die sie bei ihren Eltern vermisst haben. Stattdessen beklagen sie sich: „Meine Kinder nehmen mich so in Anspruch, dass ich gar keine Zeit mehr für mich selbst habe!“

Sawaki Roshi beschreibt die Geisteshaltung, die uns fehlt, so: „Alles was wir tun, muss umsonst sein. Denn alles was wir bekommen, ist umsonst. Der Regen fällt umsonst, die Sonne strahlt umsonst. Die Sonne schickt uns keine Rechnung für ihre Solarenergie. Was ist da schon dabei, dass du nichts in den Tod mitnehmen kannst? Die Rechnung ist beglichen, fertig, aus! … Trotzdem versuchst du ständig etwas zu gewinnen: Du hast für deine Geburt nichts bezahlt – und willst jetzt sogar noch Geld zurückhaben?“

Zitat aus "Das Meer weist keinen Fluss zurück": Für einen Buddhisten stellen sich zwei Fragen. Zum einen: Was macht das „Selbst“ aus, zu dem man Zuflucht nehmen soll? Wenn es kein „Ich“ gibt, wie kann man dann zu ihm Zuflucht nehmen? Und die zweite Frage: Kann jemand, der ausschließlich Zuflucht zu sich selbst nimmt, Liebe geben und Liebe erfahren? Ein Christ liebt Gott, weil er sich in seiner Abhängigkeit von ihm erkennt, und er liebt seinen Nächsten, weil dieser ebenso abhängig ist von Gott wie er selbst. Doch ist auch ein Buddhist, der sich scheinbar von allem lossagt, sogar vom eigenen Ich, zur Liebe fähig? Mithilfe des Metta-Sutta lässt sich dieser Verdacht der Liebesunfähigkeit entkräften. In der alten Schrift heißt es: Gleich einer Mutter, die ihr Kind – ihr einziges! – mit ihrem Leben beschützt, solltest auch du dich allen Wesen annehmen, mit einem Geist, der keine Schranken kennt. Den letzten Winkel der Welt soll deine Güte erreichen, nach oben, nach unten, in jede Richtung unbegrenzt. Lasse deinen Geist sich ausbreiten, Frei von Hass und jedem Argwohn. Das Wort Metta, das der Schrift ihren Namen gibt, stammt aus der Pali-Sprache und kann als Güte, Mitgefühl oder Liebe übersetzt werden. Mittlerweile kennt man auch im Westen die sogenannte Metta-Meditation, und sie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Sie hat die Kultivierung liebevoller Güte im Sinne des Metta-Sutta zum Ziel. Während der Meditation wiederholt man im Stillen zunächst immer wieder Sätze wie diesen: Möge ich frei vom Leiden sein, möge mein Körper gesund und sicher sein, möge mein Geist friedlich und in Harmonie mit allem sein, möge ich glücklich sein. Zunächst richtet der Meditierende also seine Liebe nur auf sich selbst, denn er wünscht sich, glücklich und zufrieden zu sein. Welch Unterschied zu der Haltung, von der Jesus in der Bergpredigt spricht! Dort ist, wie allseits bekannt, vom Lieben der Feinde und dem Hinhalten der anderen Wange die Rede. Allerdings markiert auch bei der Metta-Meditation die Selbstliebe nur den ersten Schritt. Im zweiten wünscht sich der Meditierende Gutes für seine Familie und andere ihm nahestehende Menschen. Nach und nach dehnt er den Kreis der Adressaten seiner Güte immer weiter aus, sodass er bald die ganze Menschheit in seine Wünsche mit einbezieht. Später wird speziell derjenigen gedacht, die einem Leid zugefügt haben oder mit denen man sonst auf Kriegsfuß steht, ehe die Mediation ausklingt mit einem alles Leben auf der Erde einschließenden Wunsch: Mögen auch meine Feinde frei vom Leiden sein, mögen sie gesund und sicher sein, mögen sie glücklich sein. Mögen alle Wesen frei vom Leiden sein, mögen sie gesund und sicher sein, möge ihr Geist friedlich und in Harmonie mit allem sein, mögen alle Wesen der Welt glücklich sein. Im Vergleich zum christlichen Liebesgebot, das unvermittelt mit der Feindesliebe einsetzt, macht es die Metta-Methode dem Gläubigen ein wenig einfacher, nimmt sie ihn doch mehr an die Hand. Er lernt, zunächst ein positives Verhältnis zu sich selbst zu entwickeln, ehe er Schritt für Schritt den Radius seiner Güte erweitert. Wer diese Meditation einmal ausprobiert, wird schnell ihre Auswirkungen auf den Geist bemerken. Das hat mit der Lehre von den drei Grundübeln im Buddhismus zu tun: Gier, Hass und Ignoranz. Im täglichen Leben sind wir meist nur darum besorgt, möglichst viel für uns selbst herauszuholen. Das Mantra des Egoismus lautet: „Ich will, ich will, ich will …“ Das Grundübel der Gier wurzelt in Ignoranz, in der Unfähigkeit, von sich selbst abzusehen. Wenn wir dann aber nicht das erhalten, was wir haben wollen, oder immer genau das zu erhalten scheinen, was wir nicht haben wollen, kommen wir in den Zustand, der im Buddhismus als Leiden bezeichnet wird: Unzufriedenheit mit dem, was man ist und was man bekommt. Mit Neid blicken wir auf die anderen, die in unseren Augen das bessere Los gezogen haben; aus dem Neid wird Eifersucht und schließlich Hass, der im Buddhismus neben Ignoranz und Gier als drittes Grundübel gilt.

Zitat aus "Das Meer weist keinen Fluss zurück": ...Die Geisteshaltung, die man durch die Metta-Meditation einübt, könnte man als Gegengift bezeichnen: gegen die Gier und den Hass, die aus einem Leben in Ignoranz fast zwangsläufig resultieren. Auf diese Weise kommt man der Befreiung vom Leiden näher. Allerdings wird man sich die Frage gefallen lassen müssen, ob der gütige Geist, den man während der Meditation kultiviert, auch wie gewünscht alle anderen Wesen erreicht. Tut nur der Meditierende etwas für sein Seelenheil, oder hat auch der Rest der Welt etwas davon, der vom frommen, ihm geltenden Wunsch ja überhaupt nichts weiß? Handelt es sich bei der Meditation womöglich nur um ein geschicktes Manöver, mit dem einer rein egoistischen Sorge der Tarnmantel der Nächstenliebe übergeworfen wird? Sind die anderen also nur Mittel zum (eigenen) Zweck? So böse dieser Vorwurf auch klingen mag, kann ich ihm doch eine gewisse Berechtigung nicht absprechen. Wenn die Meditation dem Buddhisten einen friedlichen Geist schenkt, sich aber in der täglichen Praxis nicht niederschlägt und so bei den Mitmenschen gar nicht ankommt, handelt es sich dabei nur um, man verzeihe mir den Ausdruck, geistige Selbstbefriedigung. Aber dabei muss es nicht bleiben. Obwohl der Ausgangspunkt des Buddhismus dem des Christentums diametral entgegengesetzt zu sein scheint, zielt er am Ende doch auf eine Praxis, die dem Ideal, von dem Jesus in der Bergpredigt spricht, verblüffend nahe kommt: den im Handeln immer wieder neu beglaubigten Ausdruck liebender Güte. Daher lohnt sich zunächst ein Blick auf die Liebesauffassung, wie sie vom Christentum gelehrt wird, ehe ich versuche, eine Antwort auf die beiden oben gestellten Fragen zu geben: Was ist das „Selbst“, zu dem der Buddhist Zuflucht nehmen soll? Und, noch wichtiger: Ist Liebe im Buddhismus wirklich möglich? ...Wie wir bereits gesehen haben, beginnt die buddhistische Lehre bei der Selbstliebe, aus der sich dann allmählich die Liebe für alle anderen Wesen entwickelt. Das Christentum macht es einem nicht so einfach. Was gilt? Soll ich mich selbst lieben? Oder soll ich mein eigenes Leben hassen, wozu Jesus seine Hörer ja auch auffordert? Ein Misanthrop mit Hang zum Selbsthass, der nur Verachtung für sich und seine Mitmenschen übrig hat, kann behaupten, seine Nächsten so zu lieben wie sich selbst, nämlich überhaupt nicht. Was könnte ein Christ einem solchen Menschen antworten? Vielleicht das: Nur wer Gott von ganzem Herzen liebt, wird auch für die Tatsache dankbar sein können, auf dieser Welt zu leben. Und nur wer dankbar dafür ist, auf der Welt zu sein, kann überhaupt sich selbst und seine Nächsten lieben. Nächstenliebe wird durch die Erfahrung der Liebe Gottes erst möglich. Jeder Buddhist kennt die Geschichte von König Pasenadi und seiner dritten Frau Mallikā. Der Legende nach befand sich Pasenadi auf der Heimkehr von einer verlorenen Schlacht, als er Mallikā mit ihren Freundinnen im Park spielen sah. Das Mädchen, gerade einmal sechzehn Jahre alt, soll mit ihrer Ausstrahlung das Gemüt des niedergeschlagenen König so aufgeheitert haben, dass er sie auf sein Pferd setzte, nach Hause brachte und noch am selben Tag um ihre Hand anhielt. Zum Verdruss der beiden anderen Gemahlinnen erkor der König die junge Mallikā schon bald nach der Hochzeit zu seiner Lieblingsfrau. Eines Abends, das Paar stand zusammen auf der Dachterrasse des Palasts, geschah es, dass Pasenadi seiner Frau eine Frage stellte: „Meine schöne Mallikā, gibt es irgendwo auf dieser Welt einen Menschen, den du mehr liebst als dich selbst?“ Man kann sich denken, auf welche Antwort der König gehofft hat – eine, die ihm schmeicheln und ihn zum Lächeln bringen würde. Doch Mallikā dachte nicht daran, ihrem Mann Honig um den Bart zu schmieren. Nach einer kurzen Denkpause sagte sie frank und frei heraus: „Nein, niemand fällt mir ein, den ich mehr liebe als mich selbst.“ Dann stellte sie die Frage ihrerseits: „Aber wie ist es denn mit dir, mein König?“ Auch Pasenadi musste eine Weile überlegen, ehe er zugab: „Mir geht es ganz genau wie dir.“ Damit hätte es der König belassen können. Doch Mallikās Antwort nagte ebenso an ihm wie seine eigene Ehrlichkeit. Warum liebte sie ihn nicht mehr als sich selbst? Und warum konnte er Mallikā nicht mehr lieben als alles andere auf der Welt, sich selbst eingeschlossen? Der König fand keine Ruhe. Schließlich wandte er sich in seiner Not an Shakyamuni, zu dessen wichtigsten Gönnern er gehörte, und erzählte ihm alles. Daraufhin sagte der Buddha: „In der ganzen Welt wirst du keinen finden, der einen anderen mehr liebt als sich selbst. So wie du dich selbst am meisten liebst, so hält es auch der andere. Deshalb sollte einer, der sich selbst liebt, auch einem anderen nicht schaden!“

Zitat aus "Das Meer weist keinen Fluss zurück": ...Vergleicht man sie mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe, klingen die Worte des Buddha sehr zurückhaltend, fast vorsichtig. Während Jesus Liebe verlangt, gebietet der Buddha „nur“, den anderen nicht zu schaden. Er formuliert damit seine Version der in allen Religionen bekannten „Goldenen Regel“, die viele Jahrhunderte später bekanntlich auch für Immanuel Kants kategorischen Imperativ Pate gestanden hat: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Die eher defensive Formulierung des Buddha, die sich nicht aufs Tun, sondern nur aufs Unterlassen konzentriert, hat zwar nicht das einprägsame Potenzial christlicher Gebote, dafür aber den Vorteil, weiter auszugreifen. Oben sagte ich: Ohne Gottesliebe keine christliche Nächstenliebe. Aber es steht nun einmal nicht jedem Menschen die Tür zum Glauben an Gott offen. Einem Buddhisten kommt es auf diesen Glauben nicht an. Dass man einem anderen nicht schaden soll, diese Maxime geht auch den an, der keine Beziehung nach ganz oben unterhält. Wer nicht will, dass andere ihm Übel tun, wird instinktiv verstehen, dass er selbst andere ebenfalls besser in Ruhe lässt. Denkt er dann weiter, führt ihn sein Erkennen fast automatisch auf den Weg zu aktiver Liebe, den es auch im Buddhismus gibt. Dann wird er sich sagen: „Mein ganzes Leben habe ich in der Illusion verbracht, dass mir andere Schaden zufügen wollten, aber worüber beklage ich mich eigentlich? Ich habe doch Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken und genug zu essen. Kleider schützen mich vor der Kälte, und sogar ein Dach über dem Kopf fehlt mir nicht! Wenn mir bis heute also kein größeres Leid geschehen ist und ich mich auch sonst über mein Leben nicht beklagen kann – liegt das dann vielleicht daran, dass all die anderen auf mich Rücksicht genommen haben?“ Denke ich an meinen Vater oder an meine so früh verstorbene Mutter, frage ich mich manchmal, was sie für mich noch mehr hätten tun können, und das eine oder andere fällt mir durchaus auch ein. Aber wenn ich mir dann überlege, woran es mir wirklich je gemangelt hat, handelt es sich immer nur um Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was ich von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe: zuerst das Leben natürlich und dann sehr, sehr viel Liebe. Was habe ich ihnen dafür zurückgegeben? Eigentlich nichts. So verhält es sich nicht nur mit meinen Eltern, sondern mit praktisch allen Wesen, die mir mein Leben auf der Erde erlauben: Menschen, Tiere, Pflanzen, ja selbst Himmelskörper wie die Sonne und der Mond sorgen dafür, dass ich existieren kann. Werde ich dessen gewahr, kann ich gar nicht anders, als dankbar zu sein und mir ein noch viel größeres Ziel zu stecken als den Vorsatz, anderen nicht zu schaden. In dem Moment, in dem ich erkenne, was für ein Glück es ist, heil auf dieser Welt zu sein, keimt in meinem Herzen die Liebe. Deshalb muss es keineswegs ein Zeichen von Egoismus sein, wenn Mallikā dem König Pasenadi erklärt, niemanden mehr als sich selbst zu lieben. Wahrscheinlich war ihr ganz einfach bewusst, dass sie ihre Fähigkeit zur Selbstliebe ihrem Ehemann zu verdanken hatte. Weil er sie liebte, konnte sie sich auch selbst lieben. Sie wird daher nicht enttäuscht gewesen sein, als ihr Pasenadi seinerseits gestand, sich selbst mehr zu lieben als alle anderen. Mallikā konnte sich sagen: Vielleicht habe ich ja einen Anteil daran, dass er sich selbst so sehr lieben kann. Vielleicht wäre er ohne mich zu einem der bedauernswerten Männer geworden, denen nur noch der Hass in ihrem Leben geblieben ist. Jetzt aber wirklich: Was bedeutet es, wenn ein Buddhist „zu sich selbst“ Zuflucht nehmen, es ihm aber andererseits darum gehen soll, sich von seinem Ich zu lösen? Existiert vielleicht ein Unterschied zwischen „Ich“ und „Selbst“? So ist es tatsächlich. Vereinfacht gesagt, gleicht das „Ich“ einer Idee oder einer Vorstellung, die wir durch unser In-der-Welt-Sein erst erzeugen. Von einem „Selbst“ lässt sich dagegen eigentlich gar nicht sprechen, bildet es doch keinen Bestandteil unserer Welt. Der Ort, an dem wir Zuflucht suchen sollen, ist damit nicht klar definierbar. Er ist alles und nichts; er ist die ganze Wirklichkeit in einem bestimmten, in diesem Augenblick. Wer zu sich selbst Zuflucht nimmt, nimmt Zuflucht zur ganzen Welt. Er trennt sich nicht von ihr, sondern nimmt alle Wesen als Teil seiner selbst an. Dadurch beantwortet sich auch die zweite Frage. Nicht nur kann es Liebe für einen Buddhisten geben, es muss sie sogar geben. Sich selbst als eins mit allen Wesen zu erfahren, bedeutet, den Weg zu aktiver Liebe betreten zu haben.