Ich will jeden Tag glücklich sein!

Q: Tatsächlich habe ich eine mir sehr wichtige Frage (an mich und an Dich). Sie bezieht sich auf Das Thema Sex. In meiner bisherigen spirituellen Entwicklung habe ich gelernt, den jetzigen Moment so gut es mir bis jetzt möglich ist in seiner Tiefe wahrzunehmen. Es gelingt mir, meinen Körper zu spüren während ich denke, rede, handle, fühle. Emotionen und Triebe kann ich wahrnehmen ohne mich von ihnen gleich mitreißen zu lassen. Ich beobachte Gedanken ohne Ihnen gleich zu folgen. Ich beobachte und fühle Emotionen ohne gleich mehr durch denken daraus zu machen oder sie zu verdrängen. Manchmal füllen sie mich voll aus, sodass mein Körper beginnt zu zittern. Ich kann dies beobachten, bin aber in dem Moment nicht in der Lage darüber zu sprechen und benötige einen kleinen Zeitraum damit sich dieses Energiefeld abgebaut hat und die Emotion vollständig gefühlt ist. In einer Diskussion mit meiner Partnerin kommt dies nur vor. Ich schaffe es dann noch zu sagen: "Lass mich das jetzt erstmal fühlen, ich kann jetzt nicht wirklich reden ohne die Beherrschung zu verlieren und mich in der Emotion zu verlieren" Beim Thema Sex allerdings beobachte ich den Trieb und lasse mich mitreißen, die Position des Beobachters schaffe ich nicht im Moment, bzw. frage ich mich wie gehe ich jetzt damit um. Ich weiß es nicht. Sexueller Trieb fühlt sich im Moment dadurch so Schambehaftet an da ich dafür aus der "Beobachterposition" heraus muss um ihn auszuleben. Zumindest fühlt es sich derzeit so an. Ich stehe für mich vor einer Entscheidung ob ich dies zulasse, oder mich von dem sexuellen Thema abwende, den Trieb nur wahrnehme ohne in zu erfüllen. Ähnlich wie ein Nikotinsüchtiger fühlt es sich an, rauche ich eine Zigarette um den Entzug zu lindern oder beobachte ich einfach den Entzug, gebe ihm Raum bis er verschwindet. Ähnlich fühlt es sich bei dem Trieb nach Sex an. Ich finde meine höchste Erfüllung wenn ich im jetzt verankert bin, alles lebendige in mir und gleichzeitig um mich herum wahrnehme, egal was ich tue. Wenn ich den Kontakt zu meinem Körpergefühl verliere, achte ich darauf das Tempo aus dem Moment herauszunehmen bis ich wieder in das Körpergefühl während meines Handelns, Denkens und Sprechen komme. Aus diesem Gefühl heraus kommen Worte aus mir die ihren Ursprung nicht in meinem Denken haben sondern etwas dahinter nutzt mein Gehirn um Worte zu formen. Beim Sex lasse ich schon durch meine Gedanken nicht zu dass sich der Trieb formen darf, nur wenn ich alleine bin klappt es. Ich kann mir ein Leben ohne Sex sehr gut vorstellen, mit Sex ist es bisher immer mit zwischenmenschlichen Konflikten behaftet. Es hat sich eine Verbindung von Disharmonie und Sex in mir entwickelt über mein Leben hinweg. Natürlich gibt es auch Disharmonie mit Menschen ohne dass ich mit Ihnen Sex habe, doch damit kann ich gut und bewusst umgehen. Ich bin noch zu keiner Entscheidung gekommen welchen weg ich gehen möchte.

Nun meine Frage: Wie kann ich Sex in meine spirituelle Reise integrieren in dem Bewusstsein, dass es mit dem Menschen mit dem ich Sex habe, auch Konflikte geben wird, diese aber das Potential haben meine Lust auf Sex mit diesem Menschen verschwinden zu lassen? Mir ist bewußt, beides gehört zusammen. Wer das eine will muss das andere mögen. Doch im Moment mag ich das andere überhaupt nicht und bin bereit auf das eine dafür zu verzichten. Ich spüre aber, dass dies eher eine Vermeidunngsstrategie sein kann. Ich drehe mich da gedanklich im Kreis und komme nicht weiter. Hast Du dazu ein Paar Worte Muho? Vielen Dank für das lesen, es half mir etwas meine Gedanken dazu zu sortieren, auch wenn ich noch keine Antwort aus mir selbst heraus gefunden habe.

Mehr von mir zum Thema: Sex im Kloster - wie geht das? https://muhode.hatenablog.com/entry/2020/09/27/184148

Was ist Sex? Konsum, Flucht oder Sinn des Lebens? Oder lieber die reine Präsenz im Jetzt? https://muhode.hatenablog.com/entry/2020/10/21/000000

Q: Was ist mit den Menschen die regelmässig ihre Praxis machen und dann kommen die Wünsche hoch . Wie z.b. bei mir den Wunsch nach Frau oder sexueller Geborgenheit. Und ich bekomme die Antwort in meinem Geiste ich soll mich selbst lieben. Aber wenn  dann draußen bin mit anderen Menschen  kocht Wut  Irgendwann. Dann fragt man sich warum bekomme ich das nicht. Ich finde dass der Glaube dann ziemlich schwierig wird. Einen Wunsch loszulassen ist dann eine Lebensaufgabe.

Q: Alle stellen die Frage, wie werde ich glücklich,  und alle kochen nur mit Wasser- so würde ich meine  ZenErfahrung heute mal zusammenfassen. Zum glücklich werden vielleicht noch eine nähere Erläuterung: damit meine ich nicht, dass alles super und easy und sonnig ist ,sondern es kann auch Glück im Unglück geben, ich erinnere mich an einige Lebenssituationen, die echt beschissen waren, aber ich war trotzdem glücklich. Genau weiß ich das zwar nur von mir , aber für so unterschiedlich von anderen halte ich mich nicht. Also um in deinen Vorgaben( die ich wirklich gut finde) zu bleiben. Mein Koan ist:  wie werde ich glücklich. Hier vorgelagert,  übergestülpt,  untergeschoben sind Tausende von Fragen, die je nach individueller und sozialer Kultur variieren. Und vielleicht ist eine dieser 1000 Fragen ja die wichtige,  weil sie die Antwort auf die Frage enthält. Manchmal quälen mich philosophische ,spirituelle Fragen echt sehr ,manchmal ist das Leben einfach nur toll, wenn ich einen schlichten normalen Tag habe und damit meine ich nicht, dass ich mich an dem Tag gerade super gesund, fit  fühle  und alles klappt, nein, es kann sogar umgekehrt sein, muss aber nicht, ich erkenne kein Muster. meine Frage ist: wie kommt das?  Kann ich das beeinflussen? Durch  das Rezitieren von Sutren,  den Fuß hinterm linken Ohr, Schamanische Rituale, ein Leben in gelebter NächstenLiebe, tägliches Zazen, ein paar Sesshins, von allem ein bisschen. Oder ist es einfach Gnade.  Und ich sollte mir nicht so einen Kopf machen,  halt mal so mal so. Oder habe ich mit dem Koan, jeder Tag ein guter Tag, nicht lange genug gesessen. Ich stelle diese Frage ,weil ich jeden Tag glücklich sein möchte. Oder sollte ich am Thema Gier „arbeiten“? Ich weiß ,dass ,wenn die Frage jemand beantworten kann , am ehesten ich das bin. einerseits. andererseits: alle Lehren ( spirituelle wirtschaftliche  kulturelle)funktionieren ja nur ,weil etwas allgemeines, was uns alle verbindet( jedenfalls bei jedem in ähnlicher Weise vorhanden ist) unterstellt wird. Und das ist ja wohl auch richtig, zwar kann nur ich durch meine Augen sehen und durch meine Stimme sprechen, aber wenn ich den grauen Star habe oder etwas an den Stimmbändern gibt es Mittel das zu heilen,  weil Augen und Stimmbänder aller ähnlich funktionieren. deswegen ist die Aussage, nur du kannst deine Fragen beantworten zwar richtig, aber vielleicht nicht immer zielführend, denn um die Frage beantworten zu können ,brauche ich einen Rahmen und um im Bild mit den Augen zu bleiben ich muss gesunde Augen haben und wenn sie krank sind können mir andere helfen ,sie zu heilen. Ich möchte auch noch mal die Frager etwas in Schutz nehmen,  nicht jeder dödelt  auf einem See in der Sonne herum , ich habe zum Beispiel einen Freund der quält sich Wochen /Jahre lang mit Fragen und irgendwann kommt mal so nebenbei, Ach übrigens  ,ich hab da mal eine Frage . bei ihm weiß ich ,dass er die Frage , was ist Gott ,warum sterbe ich u.ä  nicht in dieser Klarheit stellen kann , manchen Menschen ist das einfach zu heavy, trotzdem haben sie sie.

Q: Lieber Muho, Machst du dir auch Sorgen, nicht welche, sondern ob der Mensch noch eine Zukunft hat? Tut dir das auch weh, wenn du die Nachrichten hörst oder siehst und auch wohl in Japan in der Natur  erkennbar ist, das sich irgendwas tut, was nachhaltige Folgen für unseren Planeten und den Wesen darauf hat? Aus vergangen Zeiten weiß ich, das schon oft auch in den alten Zen Historien die Menschen an einen kommenden Weltuntergang geglaubt haben und der bekanntlich😂, nicht eingetreten ist. Auch ein Weltuntergang schmeckt nach Gott, sagte auch Willigis Jäger zum „Unaussprechlichen“. Nun, ich mache mir schon Sorgen, das die Zukunft der Menschheit diese sich selbst versaut, wegen den 3 Giften, Gier, Unwissenheit und Hass. Was tust du und was rätst du, was wir Menschen tun sollen?

Q: Hallo Muho, ich habe gleich mehrere Fragen, die nicht unbedingt miteinander verbunden sind:

1. Ist Zazen fair? : Seit ich denken kann, war ich eher ein ängstlicher und unruhiger Mensch, immer voller Sorgen und Gedanken. Während Zazen ist es manchmal ein Krieg mich diesen Emotionen zu stellen und sie loszulassen. Da stellt sich mir die Frage, ob es einfach so ist, das manche Menschen nicht all diesen Ballast zu tragen haben und keinen Krieg beim Zazen aushegen müssen, weil sie einfach weniger Gepäck von der Geburt aus dabei haben und ohne große Bürden loslassen können. Ist es so, dass es Naturtalente gibt wie zum Beispiel beim Basketball und andere Menschen wie ich, die Zwerge auf dem Basketballfeld sind, nur durch harte Arbeit und viel Glück letztendlich einen Korb landen?

2. Durch existenzielle Sorgen sich auf den Weg überhaupt machen? : Durch die erste Frage ergibt sich für mich aber eine interessante Wendung, vielleicht wäre ich erst gar nicht auf dem Weg ohne die ganzen Sorgen, Ängste und Fragen nach dem Sinn des Lebens ohne diesen Ballast? Führt uns Unbehagen erst überhaupt auf den Weg? Und sollten wir dankbar dafür sein?

3. Ich las bei Kodo Sawaki folgenden Ausspruch: Du hast Dich an das Leben gewöhnt. Nur deshalb nennst Du es "normal". Über dieses Staunen bin ich oft gestolpert in meinem Leben. Zum Beispiel das überhaupt etwas existiert und nicht vielmehr nichts, diese Frage traf mich wie ein Faustschlag vor etlichen Jahren, denn es zerschlägt die Gewohnheit, das das was vor unserer Nase ist, gewöhnlich und normal ist. Dass wir mit oder in einem bizarren Körper aus Fleisch, Knochen und Blut auf einem blauen Ball in einem Raum mit oder aus Zeit existieren. Dass wir reden oder fühlen können oder das einfach nur heute Dienstag ist. Es gab einen japanischen Künstler, vielleicht hast Du von ihm gehört, On Kawara, dieser malte sein ganzes Leben nur die Datierung vom Tag, an dem er gemalt hat, auf die Leinwand, dieses nackte und prosaische staunen über Zeit an sich, scheint mir nahe an der Aussage von Kodo Sawaki zu sein. Meine Frage wäre: Ist Zazen die Wiedererlangung dieses kindlichen Staunens über die "profane" Tatsche, das wir oder etwas überhaupt ist?

4. Eine nicht ganz so ernste, letzte Frage: Wie war es in Antaiji wenn jemand eine Kensho oder eine Satori Erfahrung hatte? Wurde es ignoriert, weil Dogen ja bekanntlich einen scheiß, auf solche vergänglichen Erlebnisse gab oder sogar verschwiegen? Oder wurde darüber geredet? Oder gab es sogar eine Feier mit Kuchen und Notiz im Kalender dazu? Vielen Dank!

Q: Was ist denn der Unterschied zwischen Leerheit, Bodhigeist, Buddhanatur und Bodhicitta? Kannst Du das mal erklären? Und wenn ein Stein Bodhigeist hat, kann er dann auch erwachen? Und wie geht das dann? 🤔

Die Frage bezieht sich auf die folgenden beiden Videos:

(348) Kritisches Denken im Zen - ja oder nein? https://youtu.be/-rSf1chKOn4

(349) Ohne denkenden Geist keinen Aufbruch zum Weg des Herzens! https://youtu.be/gJAflAJHhXo

Zitat aus dem Hokyo-Zanmai: Ein Meisterschütze trifft die Scheibe aus hundert Metern Entfernung. Doch wie genau musst du zielen, damit sich zwei Pfeile in der Luft treffen? Wenn der Mann aus Holz aus voller Lunge singt, erhebt sich die Frau aus Stein und schhwingt ihre Hüften! Weder durch Aufmerksamkeit noch Instinkt zu erreichen - wie willst es jemals durch Denken begreifen?

Mehr dazu: (318) Wie unterscheide ich wahres Zazen vom Schein? https://youtu.be/jxVMurL4d2A