Noch immer unzufrieden mit Zazen?

Q: Lieber Muho, ich habe eine für mich sehr wichtige Frage an dich: ich leide schon seit Jahren an chronischen Schmerzen, sie begleiten mich von morgens bis abends, ich habe alles dagegen versucht was man tun kann auf eigene Faust und in Beratung vieler Ärzte, aber weiß sonst nicht mehr weiter. Das beeinflusst auch meine Praxis, das Sitzen unter Schmerzen ist ein anderes als ohne. Ich habe in deinem Buch Zazen oder der Weg zum Glück in der alten Ausgabe gelesen, dass du fast ein Jahr lang mit einem gebrochenen Zeh und dessen Nachwirkungen starke Schmerzen hattest, du hast aber das Kloster anfangs nicht verlassen wegen diesem Schmerz sondern du hast mit diesem Schmerz praktiziert. Vor allem dass du mit einem akuten gebrochenen Zeh diese Tortur hast über dich ergehen lassen hat mein Denken über den Schmerz ein wenig verändert. Deshalb wollte ich dich genauer zu diesem Punkt fragen, wie war das für dich, du schreibst das in deinem Buch aber du gehst logischerweise nicht explizit darauf ein, deshalb frage ich ob du darauf einfach ein bisschen mehr eingehen kannst, spezifischer: wie war das für dich, wie hast du das ausgehalten, wie hast du so viele Stunden gesessen und vieles mehr und diese Qualen in diesem Rnzai Kloster ausgehalten mit so großen Schmerzen und kannst du mir einen Ratschlag geben wie ich diese Schmerzen in meine Praxis integrieren kann wenn man das so nennen darf? Ich danke dir schonmal für deine Antwort falls Du darauf eine geben möchtest, vor allem danke ich dir für die Masse an Videos die du hier in deutscher Sprache auf YouTube hochlädst, ich bin dir dafür wirklich sehr sehr dankbar.

Q: Mich würde es sehr interessieren, wenn du auf das mehr darauf eingehen könntest, was du gerade schon kurz angesprochen hast: Emotionen und Zazen. Mir ist das auch aufgefallen, dass wenn ich Sitze es mir danach oft schlechter geht als davor. Zum Beispiel fühle ich mich oft sehr "un-embodied" und kopflastig post-zazen, was dann auch zu quasi-depressiven Zügen führen kann. Zum Teil da meine "psychologische Struktur" generell obsessive Züge hat (also praktisch, das Gegenteil von loslassen) und sich dann halt wärend den 40Minuten nur mein Kopfkino abspielt. Das ist natürlich auf der anderen Seite auch der Grund warum mir zazen(los-lassen)  zumindestens theoretisch, aber oft auch praktisch, zusagt. Manchmal ist es halt dann aber so das ich danach aufstehe und mich eben nicht mehr, sondern weniger mit dem Universum verbunden fühle  und fast schon ein bisschen zurück gedrengt / eingeengt als ausgedehnt. Wie kann man das jetzt interpretieren? Man könnte gewissermaßen sagen, nach Sawaki, ich werde in diesen Momenten von zazen (das ja sowieso transparent seien soll) ausgepeitscht- es macht eine gewisse Emotion, einen Zustand klar den ich vielleicht den Tag über vermieden habe. Und dieser Zustand ist natürlich nicht im luftleerem Raum, sondern mit meiner Lebenslage verbunden (auch wenn der Buddhismus die Tendenz hat, was ich kritisch sehe, die Emotionen vom der Lebenslage zu trennen)- man könnte also sagen, zazen zeigt mir was da ist dadurch das ich meine Abwehr bei Seite lasse und stellt mich sozusagen vor die Tatsache- hier, das ist was du jetzt fühlst- ändern musst du es durch dein Leben, bzw. deine Einstellung zu diesem. Wie siehst du das? Ich finde es ist eine Hauptproblematik beim sitzen, denn es sind gerade diese Momente die mich die Frage stellen "warum sitzt du überhaupt?" & "ist das überhaupt gut?", wäre es nicht vielleicht besser 40 Minuten joggen zu gehen?  

 

Zazen ist unzufriedenstellend. Unzufriedenstellend für wen? Für den Normalbürger - der Mensch wird nicht zufriedengestellt.

Versteht es sich nicht von selbst, dass das, was maßlos und unbegrenzt ist, die Begierden des Menschen nicht zufriedenstellt?  

Unzufriedenstellend: Einfach Zazen praktizieren. Unzufriedenstellend: Zazen mit diesem Körper umsetzen. Unzufriedenstellend: Zazen in Fleisch und Blut aufnehmen.  

Von Zazen ins Auge genommen, von Zazen ausgeschimpft, von Zazen den Weg verstellt, von Zazen herumgeschleift zu werden und jeden Tag blutige Tränen zu vergießen: Ist das nicht die glücklichste Form von Leben, die man sich vorstellen kann?  

Manche sagen: "Wenn ich Zazen mache, bekomme ich störende Gedanken!" Unfug! Wenn du Zazen machst, wirst du dich der störenden Gedanken erst bewusst. Wenn du mit deinen störenden Gedanken zum Tanzen gehst, merkst du nichts von ihnen. Wenn dich während Zazen eine Mücke sticht, merkst du es sofort. Du merkst dagegen nichts, wenn dich beim Tanzen ein Floh am Hoden zwickt, so beschäftigt bist du mit deinem Tanzen.  Quengel nicht vor dich hin. Glotz nicht in die Gegend. Sitz einfach!

(https://antaiji.org/archives/deu/andich.shtml

Q: Mich würde es sehr interessieren, wenn du auf das mehr darauf eingehen könntest, was du gerade schon kurz angesprochen hast: Emotionen und Zazen. Mir ist das auch aufgefallen, dass wenn ich Sitze es mir danach oft schlechter geht als davor. Zum Beispiel fühle ich mich oft sehr "un-embodied" und kopflastig post-zazen, was dann auch zu quasi-depressiven Zügen führen kann. Zum Teil da meine "psychologische Struktur" generell obsessive Züge hat (also praktisch, das Gegenteil von loslassen) und sich dann halt wärend den 40Minuten nur mein Kopfkino abspielt. Das ist natürlich auf der anderen Seite auch der Grund warum mir zazen(los-lassen)  zumindestens theoretisch, aber oft auch praktisch, zusagt. Manchmal ist es halt dann aber so das ich danach aufstehe und mich eben nicht mehr, sondern weniger mit dem Universum verbunden fühle  und fast schon ein bisschen zurück gedrengt / eingeengt als ausgedehnt. Wie kann man das jetzt interpretieren? Man könnte gewissermaßen sagen, nach Sawaki, ich werde in diesen Momenten von zazen (das ja sowieso transparent seien soll) ausgepeitscht- es macht eine gewisse Emotion, einen Zustand klar den ich vielleicht den Tag über vermieden habe. Und dieser Zustand ist natürlich nicht im luftleerem Raum, sondern mit meiner Lebenslage verbunden (auch wenn der Buddhismus die Tendenz hat, was ich kritisch sehe, die Emotionen vom der Lebenslage zu trennen)- man könnte also sagen, zazen zeigt mir was da ist dadurch das ich meine Abwehr bei Seite lasse und stellt mich sozusagen vor die Tatsache- hier, das ist was du jetzt fühlst- ändern musst du es durch dein Leben, bzw. deine Einstellung zu diesem. Wie siehst du das? Ich finde es ist eine Hauptproblematik beim sitzen, denn es sind gerade diese Momente die mich die Frage stellen "warum sitzt du überhaupt?" & "ist das überhaupt gut?", wäre es nicht vielleicht besser 40 Minuten joggen zu gehen? Und ja, die Karotte usw. aber die Karotte ist ja bekanntlich auch beim sitzen present. Vielleicht ist das mit der Karotte ja so wie mit dem Sinn- vielleicht ist sie gar kein Problem wenn man richtig lebt. PS: Das ist natürlich nicht immer so. Manchmal ist das Sitzen auch sehr positiv, sonst hätte ich es garnicht so lange gemacht. Aber die Frage stellt sich mir, wenn es unter dem Strich keinen erkennbaren positiven Effekt mehr hat- warum tut man es? Natürlich redet man im Zen nicht so- es geht darum diese Suche / Dualität aufzugeben gewissermaßen. Aber gibt es diesen wertfreien Zustand und ist er überhaupt anstrebbar? Vielleicht, wenn ich in dem Fall von oben, noch eine Stunde länger sitzen würde, würde sich die Gefühlslage wieder ändern usw. Man sitzt und sitzt und wird Immun in jeglicher Lebenslage- aber trenne ich mich dann nicht  Stück für Stück ab von der Welt? Geht es nicht um unsere Mitmenschen - Brüder und Schwestern, wenn man will? Die Menschheit, die Tiere, die Pflanzen, der Planet, als ganzes? Und wenn ich da in meinem Zimmer sitze und die Erleuchtung anstrebe- inwiefern hat das was damit zu tuen? // Ich schweife gerade extrem ab - die Frage wird zu groß. Aber wenn du auf den oberen Themenkomplex eingehen könntest wäre ich sehr dankbar.

Q: Eine Frage zu Zazen bzw. zu einem Erlebnis das ich vor ein paar Tagen hatte während Zazen. Nun, ich saß wie immer auf dem Kissen und es stellte sich wie von selbst ein Zustand des absoluten Akzeptierens aller möglichen Phänomenen die auf mich während des Sitzens aufprasselten ein, heißt: Schmerzen, Gefühle, Gedanken, Geräusche, Gerüche, ja selbst die krumme Sitzhaltung wurde nicht mehr manipuliert, ich nahm einfach wahr ohne etwas ändern zu wollen, es schien das alles genau so sein musste und nicht anders. Irgendwann stellte sich so ein komisches Gefühl ein, dass der Körper nicht getrennt war von der Umgebung, er war Teil des Panoramas, allerdings fühlte ich mich immer noch getrennt als ein Wahrnehmender dieser Szenerie, mir schien als schaue ich auf eine Kinoleinwand, wo der Film ohne mich schon fertig geschrieben ist. Ich hatte nichts zu tun mit der Handlung des Films, wie denn auch, wenn ich das Gefühl hatte von außerhalb wahrzunehmen. Nun zur Frage: Ist dieser Beobachter, der absolut nichts mit dem Film zu tun hat, denn er sieht, die sagenumwobene Leere? Bin ICH diese Leere? Und wie vereinbart sich diese Leere mit Buddhas Aussage, dass ALLES veränderlich ist und ohne ein Selbst? Mir scheint, dass diese Erfahrung eher im Hinduismus beheimatet ist im Konzept eines unveränderbaren ewigen Selbst (Atman) oder vielleicht in der christlichen Mystik, die Unio mit Gott. Oder war es das, was im Zen als Makyo bezeichnet wird, sprich ein Spuck oder eine Illusion meines Bewusstseins oder der Psyche?  Danke! :)

Q1: Moin Muho.  Ich bin verwirrt aber vielleicht kannst du die Kerze in meinem Kopf anzünden um etwas klarer zu sehen.  Ein Gedanke verfolgt mich seit Tagen, eigentlich seit Jahren : Ich weiß wer ich bin, aber nicht wer ich sein will. Oder anders gesagt, das Ego findet seine Rolle im Spiel nicht mehr und sucht und sucht.  Was tun ?  

Q2: durch meine Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Buddhismus und Meditation haben sich unbewusst meine Lebenswerte/Ansichten/Verhaltensweisen verändert. Jetzt stehe ich oft vor der Frage:“Passe ich noch in das „normale“ Leben?“  Als ich auf die Frage  von mir sehr nahestehenden Menschen:„Wie stellst du dir deine Zukunft vor, was hast du vor, was willst du noch erreichen?“ mit „Nichts!“ ich will einfach nur glücklich sein und habe doch Alles, antwortete, erntete ich nur Kopfschütteln. ICH war für meine Außenwelt nicht mehr nachvollziehbar. „Wer einfach nur macht und nicht mehr ewig rumdiskutieren möchte, der manchmal NICHTs (Meditation) macht, dem kann es passieren, dass man mit ihm macht!“ Für mich ist die Frage:“Wie kann ich meine Praxis im Alltag umsetzen, ohne dadurch zu einem „Sonderling“ zu werden?“  

Q3: Ein Mönch sucht die Erleuchtung doch niemand kann ihm das Geheimnis erklären.... so begibt der Mönch sich auf wanderschaft. Als der Mönch einen steilen und hohen Berg hinauf klettert da sieht er, oben angekommen, einen alten Mann mit schwerem Rucksack den Berg erklimmen. Der Mönch realisiert das dieser alte Mann das geheimnis kennt. Der Mönch wirft sich auf den Boden und fragt den Mann:" bitte Meister sagt mir was ist erleuchtung" der alte Mann lächelt und wirft seinen schweeen Rucksack ab. Der Mönch ruft freudig :" danke nun hab ich es verstanden! Aber was kommt danach?" Der alte nimmt den Rucksack wieder auf und geht qeiter.