Sich selbst akzeptieren oder das Leben ändern?

Kommentar 1: "Ich war mal in Birma im Kloster als Meditationsmönch. Täglich 15 Std. Meditation, 5 für Alltag und 4 für Schlafen - alles schweigend. Selbst zum Schluss kannte ich die Namen meiner Mitsitzenden nicht. Man kann sich auch ganz wunderbar allein auf dem Kissen zermalmen."

Kommentar 2: "Hallo Muho, ich sehe das etwas differenzierter, wie auch in der Sangha, so ist es auch im Beruf oder im Sportverein, Menschen mit gleichen Interessen, Zielen, Aufgaben, aber nicht unbedingt Freunde. Jedoch können sich trotzdem auch dort oder in einer Klostergemeinschaft Freundschaften ergeben. Ist eine Frage der Charaktere. Weiter gibt es auch in anderen Ländern Klöster ohne Altersbeschränkung und sagen wir 'angenehmere' Umstände als in einem Japanischen. Auch ein Testaufenthalt ist zu empfehlen, man muss ja nicht unbedingt gleich, von heute auf morgen, alle Zelte abbrechen, Ehefrau verschenken und die Bude verscherbeln... Grüße aus Indonesien"

Kommentar 3: "Danke sehr, besonders fesselnd heute! Buddha, Dharma, Sangha ... was ich von Äbtissin Veronika und Sensei Kokugyo Kuwahara erfahren habe: Das Leben in einer Sangha bedeutet Konfrontation mit dem eigenen Ich und dem der Mitschwestern und Mitbrüder. Sie halten einem den Spiegel vor. Mit ihrer Hilfe merkt man sehr schnell, dass man oft den eigenen Idealen nicht entspricht. Sie lehren, dass man sich so annehmen muss, wie man ist, mit allen guten und dürftigen Eigenschaften, mit Talenten und Schwächen. Es geht darum, mit dem eigenen Ich Frieden zu schließen. Wer mit sich selbst Frieden schließt, erfährt auch Frieden um sich herum. Man erlebt die Welt so, wie man selbst ist. Wer mit sich selbst Frieden schließt, mit dem schließen auch Himmel und Erde Frieden. Das ist der große Auftrag des klösterlichen Lebens: Sich selbst annehmen und schätzen lernen durch die Konfrontation mit den Mitschwestern und Mitbrüdern -und dem eigenen Ich. Wer in der Außenwelt mit anderen nicht zurechtkommt, kommt in der Sangha oder bei den Benediktinerinnen auch nicht zurecht. Der Mensch schleppt seine inneren ungelösten Probleme bis ans Ende der Welt, wenn er nicht lernt, sie zu lösen. Wer vor der äußeren Welt flieht, den überrumpelt irgendwann seine innere desolate Welt. Manche verstecken ihre Homosexualität in der Klause, eine andere versucht den Missbrauch in Kindertagen hinter Klostermauern zu verbergen. Die Nacht ist lang und dunkel, sie kreiert oft beängstigende Träume. Es funktioniert nicht, vor der komplexen Außenwelt in die Sangha zu fliehen. Wer gar nicht mit anderen kann, wer sich als Einzelgänger wohl fühlt, dem sei das Leben als Eremit ans Herz gelegt, da geht dieser Mensch seiner Umwelt nicht auf die Nerven. Johannes der Kurze sagte einmal: „Mühsal, nichts als Mühsal ist der Mönch.“ Oder wie im 90. Psalm: „... du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Dämonen und Drachen.“ Das Leben ist eine abenteuerliche Reise nach innen, für jeden von uns. Dort tun sich bisweilen gähnende Abgründe auf. Wenn man die Arme ausbreitet und sich fallenlässt, schlägt man entweder hart auf - oder man kommt zur Einsicht, dass man sich und sein Leben ändern muss. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Alleinsein heilen kann. Ein Bett aus Laub, unter den Sternen, kann eine wirksame Therapie sein gegen den Weltschmerz. Oder man hört den Ruf Christi in der Wüste: „Geh Franziskus, baue mein Haus wieder auf!“ In diesem Sinne, danke, Ihnen und Ihrer Familie ein geruhsames Wochenende! "