Die Leichen im Keller - totgeschwiegen oder breitgetreten?

Zitat aus meinem Nachwort für "Tag für Tag ein guter Tag", S. 126:

"Am Schluss möchte ich noch auf ein weiteres Missverständnis eingehen, das die Person Sawaki Kôdô Rôshis betrifft. Manche Gerüchtemacher wollen uns glauben machen, dass er ein faschistischer Kriegshetzer gewesen sei. Illustriert wird das durch Zitate wie dieses: „Meine Kameraden und ich konnten gar nicht genug davon bekommen, Menschen zu töten. In der Schlacht am Baolisi-Tempel jagte ich unsere Feinde in ein Loch, wodurch ich sie sehr gut nacheinander erledigen konnte.“

Dieses Zitat stammt jedoch nicht von Sawaki selbst, sondern aus einem Buch von Sakai Tokugen, der den Rôshi in seiner Biografie Sawaki Kôdô Kikigaki (urspr. Zen ni ikiru) durch die entstellte Redeweise wie ein heroisches Großmaul klingen lässt, eine Tatsache, die er in seinem Vorwort zu dem Buch zugibt und sich ausdrücklich dafür entschuldigt. Was Sawaki im Jahr 1940 tatsächlich sagte, war folgendes:

„Auch ich bin in den Russisch-Japanischen Krieg gezogen, um Menschen zu morden, bis ich es über hatte. In gewöhnlichen Zeiten hätte ich mich damit in große Schwierigkeiten gebracht. Doch heute lese ich schon wieder in der Zeitung, dass irgendwo ein Feind „vernichtet“ wird. Da wird davon gesprochen, dass er mit dem Maschinengewehr „weggeputzt“ wird. Das klingt fast so, als würden die Leute bei sich zu Hause sauber machen. In Wirklichkeit halten sie das Maschinengewehr auf den Feind gerichtet, um auch den letzten Mann noch „wegzuputzen“. Stell dir einmal vor, das würde hier in Tôkyô mitten auf der Ginza passieren, dass man die Passanten einfach so mit dem Maschinengewehr von der Straße putzt als wollte man Jagd auf wilde Tiere machen! Das wäre ein großes Problem, meinst du nicht? Verglichen damit waren die früheren Kriege fast vornehm. Da wurde nur eine Patrone auf einmal geschossen. Nicht so wie heute, wo die Soldaten mit dem Maschinengewehr um sich schießen, als würden sie ein Feld mit Wasser besprühen. Damals gab es auch noch keine riesigen Bomben oder Giftgas, mit dem man dem Feind mit einem Schlag den Garaus bereitet. So ungenau ging man da nicht vor. Auch ich habe einmal bei Baolisi den Feind in eine Grube getrieben und ermordert, und ich wurde dafür noch nicht einmal bestraft. Im Gegenteil: Nach dem Krieg bekam ich die Veteranenrente. Da kann man sehen, dass man für Mord nicht immer bestraft wird. Wofür man bestraft wird oder nicht, liegt an den Regeln und Gesetzen der Zeit. Und diese Regeln machen sich die Menschen nach selbst zurecht.“

(Zitat aus "Shôdôka wo kataru", Seite 414, Daihôrinkaku, 1. Auflage Tôkyô 1940)

[Fussnote: Wer sich für die Details dieser und anderer Zitate Sawakis während des Krieges interessiert, sei an den Briefwechsel zwischen mir und Brian Victoria verwiesen, der im englischen Teil der Homepage von Antaiji zu finden ist (https://antaiji.org/archives/eng/200801.shtml).]"

Ich habe mich auf Englisch in einem ausfuehrlichen Artikel und sechs verschiedenen Videos mit dem Thema auseinander gesetzt:

https://antaiji.org/de/%EF%BC%99%E6%9C%88%E3%81%AE%E7%AC%AC%E4%B8%80%E6%91%82%E5%BF%83%E7%B5%82%E4%BA%86%E3%83%BB%E6%9B%B8%E8%A9%95%E3%80%8E%E3%83%8F%E3%83%BC%E3%83%88%E3%83%A1%E3%82%A4%E3%82%AB%E3%83%BC%E3%80%8F%E3%80%8120/

https://www.youtube.com/playlist?list=PLHc3lR360zozNuwFBQSAdEWGmwkW80uvv

TRIMONDI Kritische und Kreative Kultur Debatte http://www.trimondi.de/Zen-Buddhismus/Front.htm

Vorstellung des Buches „Feldpostbriefe“ https://braunschweig-spiegel.de/vorstellung-des-buches-feldpostbriefe/

Peter Wicke arbeitet an einem Buch mit Feldpostbriefen https://www.wolfenbuetteler-zeitung.de/wolfenbuettel/article151344539/Peter-Wicke-arbeitet-an-einem-Buch-mit-Feldpostbriefen.html

Sehnsucht nach dem Lichte https://books.google.co.jp/books?id=w2ObBAAAQBAJ&pg=PA738&lpg=PA738&dq=kuessner+wicke+feldpost&source=bl&ots=vP4kR_xi3g&sig=ACfU3U0W3qEfo0VEnu79v-moO_HzXBtjPQ&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwiPv5LnvYbtAhWuxIsBHVShAp8Q6AEwAXoECAEQAg#v=onepage&q=kuessner%20wicke%20feldpost&f=false

Zivilabzeichen Nr. 25 211, Inhaber: SS-Hauptscharführer Nölke Raymund, ist in Verlust geraten, vor Mißbrauch wird gewarnt: http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-taeter-und-mitlaeufer/1933-1945-biografien-n/noelke-raymund.html