Samadhi: Wie macht man das?

Q1: Hallo Muho, nun muss ich doch wieder eine Frage zu Zazen stellen, da sie mir seit Wochen fast wie ein Koan im Kopf rumschwirrt. Ich schreibe das mal ausführlicher (Sorry für diesen Roman), und unten werde ich die Frage komprimiert dann stellen, das du all diesen Text nicht lesen musst: Nur um eins klar zustellen, ich bin kein Pedant und brauche nicht für jeden Schritt eine Anleitung, aber diese Sache lässt mich nicht los. Also, mir wurde eigentlich bei einer Einführung zu Zazen, gesagt, dass die Augen offen bleiben, der Blick sollte VERWISCHT sein, man glotzt die Wand nicht direkt an, man nimmt nicht die Wand als ein"Objekt" der Meditation an, in etwa so, wenn man konzentriert eine brennende Kerze anschaut, wie in schlechten Kung-Fu Filmen, so auch nicht die Wand z.B sieht man nicht die einzelnen Raufasern auf der Wand, die Struktur eben. Sondern es ist alles leicht verwischt. Nun, seit gut paar Wochen, meine ich endlich verstanden zu haben was Zazen zu sitzen wirklich bedeutet. Man ist einfach achtsam und lässt so gut es geht die Gedanken und Gefühle los. Man ist pure Präsenz ohne eine Präferenz von dem einen gegenüber dem anderen. Ich hörte mal eine Beschreibung vom "richtigen" Zazen: Man ist im Wald und hört einen Vogel plötzlich aufsingen, dieser Moment der Klarheit und des Wachseins, ist Zazen, es schließt das innere "Aufhorchen" zum Geräusch ein und das äußere, denn Wald mit dem singendem Vogel. Es gibt das subjektive "innere" Erleben, wie "Aua mein Fuß tut mir weh" oder die Gefühle in der Brust, aber auch das "Äußere" was nicht zu meinem Körper gezählt wird, die Umgebung, mit all denn Tönen, wie Regengeräusche oder Hunde bellen und den Lichtverhältnissen im Raum und dazu gehört eben die Wand, der man gegenüber sitzt. (Und wenn es nicht die Wand ist, dann ist es das frontale andere, z.B schaut man auf den Boden oder den Park, oder eine Tür an usw.) Bei voller Präsenz verschwimmt sie nicht. Das passiert bei mir nur, wenn starkes Samadhi da ist und ich beim Körper verweile. Wenn ich aber auf natürliche Weise bei BEIDEN bin, ist es unmöglich einen verschwommenen Blick zu haben. Ich sehe KLAR die Wand, die einzelnen Körnungen, die Risse, das vergilbte Weiß und ebenso und gleichzeitig empfinde ich Gefühle, bemerke Gedanken, ich schmecke, ich rieche, ich höre, ich taste(Das Gefühl der Arme oder des Pos am Kissen) und lasse alles los, aber das SEHEN gehört ebenfalls dazu, und wenn etwas verschwimmt, bedeutet es ja, das dem keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ganz selten, habe ich auch erlebt, das bei verschwommener Wand, ich einfach eben das verschwommene bewusst wahrgenommen habe, wie ein abstraktes Bild, aber dennoch hatte ich im Nachhinein das Gefühl, das da etwas dem anderem bevorzugt habe, eben eine Taschenlicht-Lampe gerichtet, wie einen Scheinwerfer der alles erhellt. Ich weiß es klingt wirklich alles albern, am besten müsste man sagen, dann schließ doch einfach deine scheiß Augen und halte deine Klappe! ^^ Frage: Der Blick zur Wand verschwimmt nicht, wenn ich versuche Innen UND Außen ohne Präferenz zu beobachten. Sie verschwimmt, nur wenn ich ins "subjektive" Innere eintauche. Da aber Shikantaza wahhlos das Innen und Außen mit einschließt, erscheint es mir nun wie Koan. Sollte ich vielleicht mir die Augenlider wie Bodhidharma herausreißen? Danke!

Q2: Lieber Muho! Ich habe eine Frage zum Zazen: seit einiger Zeit geschieht etwas Eigenartiges. Nach etwa 15 bis 20 Minuten des Sitzens beginnt der bis dahin heftige Fluss der Gedanken und Gefühle, sich zu verlangsamen, bis diese Bewegung zum vollkommenen Stillstand kommt, gewissermaßen einfriert, oder anders gesagt, wie eine Fotografie zum Stehen kommt. Es gibt keinen Bezug mehr zu einem Vorher mehr und es drängt nichts mehr zu einer weiteren Entwicklung. Das Ganze bei vollkommener Wachheit und Aufmerksamkeit. Es ist, als würde mein Geist auf einer Nadelspitze balancieren. Ist es das, was Dogen die Einspitzigkeit des Geistes genannt hat uns was bedeutet das?

Q3: Ich hätte noch 2 Fragen bezüglich Zazen:

1. Was wäre angebrachter: Die Haltung zu korrigieren, wenn man bemerkt das man zum Beispiel denn Kopf ein wenig nach unten hängen lässt oder die Beckenposition korrigiert in dem man es ein wenig nach vorne kippt, aber DADURCH das Samadhi ein wenig verliert, da man ja oft bewegungslos im Samadhi irgendwie erstarrt, es sich tiefer anfühlt, bei regungsloser Position, bei Bewegung ist man immer leichter aus dem Samadhi draußen, aber vielleicht ist ja dieses frische, alltägliche Hier und Jetzt, wie bei der Korrektur der Haltung wichtiger als ein Tranceähnlicher Samadhi-Zustand, der sogar eher negativ sich auswirkt. Wie sollte man vorgehen, vielleicht doch radikal bis zum Schluss in der gleichen Haltung ausharren, selbst wenn diese nicht korrekt ist?

2. Ich las das Buch von Meister Sheng Yen "Die Methode ohne Methode", da beschreibt er die Anfänge von Shikantaza und die Schriften von Chan Meister Hongzhi. Meister Sheng Yen empfahl "Stille Beleuchtung" die ja das Gleiche darstellt wie Shikantaza so zu üben: "While you are practicing just sitting, be clear about everything going on in your mind. Whatever you feel, be aware of it, but never abandon the awareness of your whole body sitting there. Shikantaza is not sitting with nothing to do; it is a very demanding practice, requiring diligence as well as alertness. If your practice goes well, you will experience the 'dropping off' of sensations and thoughts. You need to stay with it and begin to take the whole environment as your body. Whatever enters the door of your senses becomes one totality, extending from your body to the whole environment. This is silent illumination." Dass man sich dem ganzen Körper immer bewusst ist, habe ich aber bei Dogen nicht gelesen. Dogen hat es ja in China bei Ruijing gelernt und praktiziert und dieser stammte ja bekanntlich aus der Caodong Schule, die aus dem Chan stammt. Meine Frage wäre dann: Ist richtiges Shikantaza immer mit dem Bewusstsein des Sitzens, also des ganzen Körpers verbunden? Und ist Dogens Variante der "Stillen Beleuchtung" eine modifizierte Variante oder läuft es auf genau dasselbe hinaus? Danke Muho!

PS: Ich habe vor ein paar Tagen deine Übersetzung von Penetre und Ich zu Ende gelesen. Wunderschönes Buch, nun habe ich eine weitere verstörende Frage, die mich nicht mehr loslässt, neben der Frage: Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts, ist jetzt diese dazu gekommen, nach längerem überlegen, da sie ja so profan auf denn ersten Blick erscheint: Wieso bin ich ausgerechnet DIESES Bewusstsein..!

Googlen nach der "Einspitzigkeit des Geistes" bringt einen z.B. hierhin:

https://de.wikipedia.org/wiki/Samadhi https://de.wikipedia.org/wiki/Bojjhanga

Mehr zum Nicht-Tun (Wu-Wei): https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_wei