Das Impfen und die Einsiedler - ja oder nein oder was!?

Q: Hallo lieber Muho! Vielleicht ist diese Frage auch zu indiskret? Was denkst du über die Impfung, und auch über die Maßnahmen um die Menschen dazu zu "bewegen"? In Deutschland polarisiert diese Frage gerade sehr die Menschen. Ich habe mich dieser Frage natürlich gestellt und entschieden dass ich es nicht möchte. Ich habe einfach Angst davor, respektiere aber jedem seine Entscheidung! Da ich mich aber neu auf dem Arbeitsmarkt orientiere, und die Möglichkeiten schwinden dass Arbeitgeber *innen ungeimpfte einstellen, verzweifele ich etwas daran. Ich habe auch versucht es einfach zu machen, mich gefragt warum ich so daran festhalte es nicht tun zu mögen. Damit bin ich dann einmal unter Tränen zum Impfzentrum gegangen und habs dann doch sein gelassen. Natürlich frage ich mich auch nach meiner eigenen Überprojektion, komme aber zu keinem Übereinkommen. Also dann wirklich entweder Arbeiten oder Impfen?Sie stellen meine Existenz in Frage weil ich selber nicht mehr entscheiden darf. Ich wünschte sie würden mit dieser Polarisierung aufhören! In Dänemark zB ist alles wieder offen und niemand ungeimpftes wird dort diskriminiert. Sie haben viel mit Vertrauen die Menschen dazu bewogen sich impfen zu lassen. Wenn ich das abwäge bleibt mir trotzdem die Angst dieser Stoffe. Welch Dilemma. Mich würde interessieren ob du da eher pragmatisch dachtest, und was dir spontan zu meinen Gedanken einfallen würde!

Anmerkung: Bei den Infektionszahlen, von denen ich in diesem Video spreche, handelt es sich um die absoluten Zahlen, nicht um die sog. Infektionsrate (Inzidenzwert). Zur Zeit liegt die Zahl der Neuinfektionen in Japan bei insgesamt ca. 100/Tag bei einer Bevölkerung von 120 Millionen, davon ca. 20 in der Mega-Metropole Tokyo (14 Millionen Einwohner). Umgerechnet entspricht das einer Inzidenz deutlich unter 1. Genauso unbekannt wie die Inzidenz sind in Japan die 2G und 3G-Regeln, es wird selten bis nie getestet und auch einen Impfpass haben wir hier (noch) nicht. Keiner fragt den anderen, ob er geimpft ist (oder nicht) und warum (oder warum nicht). Dadurch entstehen durch das Impfen auch keine Vor- oder Nachteile im Gesellschaftsleben (außer der Impfwirkung und der eventuellen Nebenwirkungen).

Entwarnung: Morgen mache ich einen Tag Pause und unterhalte mich mit Dirk vom Wolkentor über Joshu und die Einsiedler. Zurück zum heutigen Thema komme ich erst am Montag.

Und: Bei dem "Staatenlosen", auf den ich gegen Ende des Videos zu sprechen komme, handelt es sich vermutlch um diese Person (ich kann mich aber auch irren): https://de.wikipedia.org/wiki/Garry_Davis

Nächste Folge am Zweiten Adventssonntag, 5. Dezember beim  Wolkentor-Tempel

Joshu prüft die Einsiedler

Der Fall: Joshu ging zur Hütte eines Einsiedlers und fragte: "Hallo da? Hallo da?" Der Einsiedler stieß die Faust nach oben. Joshu sagte: "Zu flach ist das Wasser für ein Schiff zum ankern." Dann verließ er den Ort. Wiederum ging er zur Hütte eines Einsiedlers und fragte: "Hallo da? Hallo da?" Der Einsiedler stieß die Faust nach oben. Joshu sagte: "In Freiheit gibst du, in Freiheit nimmst du weg. In Freiheit tötest du, in Freiheit gibst du Leben." Und er machte eine tiefe Verbeugung.

Mumons Kommentar: In derselben Weise stieß jeder Eremit die Faust nach oben. Warum wurde der eine anerkannt und der andere zurückgewiesen? Sag mir, was ist der Grund der Verwirrung! Könnt ihr zu diesem Punkt ein Kehrwort sagen, dann werdet ihr schon sehen, dass Joshus Zunge keine Knochen hat. Bald hebt er hoch, bald stößt er runter — in völliger Freiheit. Trotz alle dem ist auch wahr, dass Joshu selbst von beiden Einsiedlern durchschaut worden ist. Wenn ihr außerdem sagen wollt, dass zwischen den beiden Einsiedlern ein Unterschied von "höher" oder "niedriger" bestehe, dann habt ihr noch nicht das Auge der Erleuchtung. Ebensowenig besitzt ihr das Auge der Erleuchtung, wenn ihr meint, da gäbe es keinen Unterschied von "höher" oder "niedriger" zwischen ihnen.

Der Vers: Sein Auge ist eine Sternschnuppe, sein Handeln wie ein Blitz, ein Schwert, das Menschen tötet, ein Schwert, das Leben schenkt.

Ho meint: Bilde dir deine eigene Meinung darüber wer Joshu und der Einsiedler ist. Ist Joshu der historische Joshu, der gegenwärtige Joshu oder gar der zukünftige? Oder ist Joshu und der Einsiedler nur eine Idee oder Vorstellung? Ist dies für das Verstehen dieser Geschichte von Belang? Müssen wir wissen, ob hier vom vergangenen, gegenwärtigen oder zukünftigen Joshu, der den Einsiedler besucht die Rede ist? Dieser Aspekt wurde meines Erachtens von allen früheren Kommentatoren zu wenig beachtet. Aber gerade hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Anekdote. Suchst du dir irgendeine Antwort aus ("es ist vom vergangenen Joshu die Rede", "es ist vom gegenwärtigen Joshu die Rede", "es ist vom zukünftigen Joshu die Rede"), schlage ich dich. Sagst du alle Antworten seien korrekt, schlage ich dich auch. Sagst du: "Joshu und der Einsiedler — das bin ich", schlage ich dir vor, einen Termin mit dem Psychiater zu vereinbaren. Was auch immer du sagst, solange du Joshu und den Einsiedler nicht selbst getroffen hast, kann man deiner Antwort nicht den Hauch einer Bedeutung beimessen.

(zitiert von: http://www.zensite.de/Zensite/te1/Joshu.htm)

Q: Hallo Muho. Zu aller erst möchte ich mich herzlich für deine Ausdauer und die vielen, kurzen Youtube-Beiträge bedanken! Diese bieten für mich, und einige meiner Bekannten, manchmal hilfreichen Input und sind auch so ganz nett anzusehen. Anregende Unterhaltung, mit Niveau. In deiner Youtube-Videoreihe bin ich auf zwei interessante Videos gestoßen (Nummer 403 & 404), in denen du u.a. über Authentizität und Gehorsam sprichst. Dass Japaner im Allgemeinen nicht so gehorsam sind, wie es das Klischee im Ausland oder die vergleichsweise höflichen Umgangsformen im Alltag vermuten lassen können, das hast du ja noch einmal in deinem Video bestätigt: Japaner sind eben doch keine ultra-gehorsamen und unkritischen Menschen, oder gar „Lemminge“. Sie hinterfragen in den allermeisten Fällen offenbar nur anders, eher deutlich diskreter, weswegen ein Aufbegehren nicht so sichtbar, wie im Westen, ist. Die Berichte der Medien, beispielsweise von arte über Fukushima, oder der folgende Artikel über die korrupten, schön verdeckten Machenschaften und Verstrickungen der "Japan Inc." (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/korruption-in-japan-aufstieg-und-fall-von-japan-inc-1609551.html) können leicht, so auch bei mir, das Bild, oder besser: das Klischee, des sehr gehorsamen, obrigkeitshörigen Japaners festigen. Auch wenn es ein wenig naiv klingen mag: danke für den nochmaligen Fingerzeig, dass selbst wenn es ganz offensichtlich und vordergründig so scheint, eben nicht alles schwarz und weiß ist. Auch in Japan nicht. So wie meine Wahrnehmung der Japaner in Hinblick auf Gehorsam vielleicht etwas verzerrt war, so kann dies bei anderen auch umgekehrt der Fall sein: in Bezug auf die Deutschen. Auch hier spielt die, zum Teil sehr einseitige Berichterstattung der großen Massenmedien eine wichtige Rolle. In dem von dir erwähnten Buch „Bildung“ wird der „Authentizitätsfaschismus“ als ein zentrales Merkmal der Deutschen in Abgrenzung zu Menschen in anderen Ländern dargestellt. Erst mal eine steile These, der ich spontan aber zustimmen muss. Leider. Denn leider nimmt das blinde, radikale Streben nach DER Wahrheit, nach DER („einen“) Authentizität, oft schon faschistische Züge an. Wer die Wahrheit gepachtet hat, ist für den gehorsamen Deutschen klar. Genauso klar ist, wer eindeutig im Unrecht ist und lügt...

Korrekte Aussprache: Authentizität https://youtu.be/CnZzohFhzBQ

Q: ...Wer die Wahrheit gepachtet hat, ist für den gehorsamen Deutschen klar. Genauso klar ist, wer eindeutig im Unrecht ist und lügt. Das nimmt teilweise orwell'sche Züge, wenn man die Berichterstattung mancher Medien, insbesondere der sogenannten "Faktencheckern" näher betrachtet... ["Ministry of Truth", "Thoughtcrime", etc. ...] Diese Polarisierung macht sich vor allem krass bemerkbar seit Beginn der Coronapandemie. Im Ausland, vor allem in Japan (?), ist dies wahrscheinlich für dich nicht so präsent, aber hier in Deutschland tun sich aufgrund der seit anderthalbjahren weitgehend regierungstreuen, unkritischen Coronaberichterstattung tiefe Gräben auf. Mal mehr, mal weniger bewusst festzustellen. Manchmal entsteht der Eindruck eines religiösen Fanatismus, weil kritische, zweifelnde Meinungen und Ansichten zu der Coronapolitik, der Wirksamkeit von Lockdowns oder der langfristigen Impfstoffsicherheit sofort öffentlich diffamiert, neudeutsch: gecancelt, werden...

Zitat von Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Meinungsfreiheit): Eines der häufigsten Zitate zur Meinungsfreiheit wird dabei irrtümlich Voltaire zugeschrieben, entstammt aber tatsächlich der Biographie von Evelyn Beatrice Hall über ihn, um damit seine Überzeugung zu beschreiben: „Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“

Q: ..Ein gewollter (?), perfider Trick der Mainstream-Medien: kritische Berichte werden zwar „veröffentlicht“, aber ein Weiterlesen nach dem öffentlich sichtbaren Titel mit Einleitung gesperrt und nur für Abonenten freigeschaltet. Man kann sich des Eindrucks kaum erwähren, dass es sich dabei um eine Art Feigenblatt handelt, den Anschein eines unabhängigen Journalismus zumindest in Ansätzen versuchen zu wahren. Beispiele (zwei von vielen):

https://www.welt.de/kultur/plus233478208/Umgang-mit-Corona-Ich-erkenne-Deutschland-nicht-mehr-wieder.html

https://www.cicero.de/kultur/corona-medien-offentlich-rechtliche-lockdown-stephan-russ-mohl

Das jüngste und bemerkenswerteste Beispiel für diese Diskrepanz ist ein Offener Brief eines Redakteurs des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks

https://multipolar-magazin.de/artikel/ich-kann-nicht-mehr

Langer und mit zahlreichen Quellen gut belegter Artikel. Bei Lust und Laune einfach einmal lesen und dir deine eigene Meinung daraus bilden. Empfehlenswerter Text. Die Auflistung ließe sich noch lange fortsetzen mit Beispielen, die die These untermauern, dass Deutsche eher „Authentizitätsfaschisten“ sind. Corona, und die mediale Berichterstattung, aber auch Gespräche mit Mitmenschen im Alltag, die natürlich (wie ich auch) mehr oder minder massiv in ihrer persönlichen Wahrnehmung und Meinung von den Medien beeinflusst sind, offenbarten jedoch, dass einige (viele?) einen merkwürdigen Wahrheitsbegriff haben... Überspitzt formuliert, auch wenn wahrscheinlich nur wenig: Authentisch ist das, was die Bundesregierung und die öffentlich-rechtlichen oder großen, staatlich unterstützen [...] Medien berichten. Alles abweichende, hinterfragende, zweifelnde ist automatisch rechtsradikal, antisemitisch und dem schwurbelnden Querdenkertum zuzurechnen und unwahr. Auch wenn das ein vielleicht wenig polemisch ist, geht die Entwicklung gerade in Richtung Spaltung und weg von offenen, fairen Diskussionsräumen in denen respektvoll und gemeinsam die Ungereimtheiten ergebnisoffen besprochen werden können. Diese einengende, in Richtung Faschismus gehende Entwicklung wird massiv durch die Medien angetrieben, allein schon dadurch, dass kritischen Stimmen kein Forum geboten wird oder diese öffentlich gebranntmarkt werden. Aufgrund dieser, aus demokratischer Sicht sehr unguten Entwicklung, haben sich einige Mutige zusammengetan und einen erneuten Anlauf des Aufeinanderzugehens gestartet mit der Aktion „Alles-auf-den-Tisch“:

https://www.allesaufdentisch.tv/

Hier hinterfragen Prominente, ungeachtet des Konformitätsdrucks [...] und des Risikos „gecancelt“ zu werden, die vielen Diskrepanzen in der Corona-Politik, beispielsweise nehmen teil der renommierte Hirnforscher Gerald Hüther (Thema: Angst) oder die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (Thema: Pandemischer Imperativ). Die Welt ist eben nicht schwarz und weiß. Wo viel Sonne, da viel Schatten... Das heißt auch: es wird hier auch irgendwann wieder besser werden. Gute Nacht, oder guten Morgen; in jedem Fall aber weiterhin frohes Schaffen und dir alles Gute.

Lieben Gruß aus Deutschland vom P. mit seiner unmaßgeblichen Meinung

Artikel zu 9/11, die für mich augenöffnend waren: https://www.cracked.com/article_15740_was-911-inside-job.html https://www.cracked.com/blog/the-6-weirdest-things-weve-learned-since-911

Mehr zum Autor David Wong: https://en.wikipedia.org/wiki/Jason_Pargin

Weitere aktuelle YT-Videos die direkt oder indirekt mit den Themen der letzten Tage zu tun haben:

Sahra Wagenknecht | Identitätspolitik und Cancel Culture – Wie selbstgerecht sind die Linken? https://youtu.be/hMKYc6XGldQ

Svenja Flaßpöhler bei Richard David Precht: Sensibilisieren wir uns zu Tode? | 28.11.2021 https://youtu.be/rKw5vqh0pgQ

Apropos Paywall: Mein Artikel über die Studie zum "Reinen Bewusstsein" von Thomas Metzinger https://www.yoga-aktuell.de/yoga-praxis/meditation/reines-bewusstsein/