Muho macht Yoga und Zazen im Park und spricht über das Ich und das Selbst, Haben und Sein

Frage:

"Guten Morgen Muho!

Dein aktuelles Thema ist doch das "Ich".

"Wer bin ich?",  "Wie ist es aufgebaut?" usw.

(Speziell bei Hitoshi Nagai https://de.wikipedia.org/wiki/Hitoshi_Nagai)

Was möchtest und kannst du über das Selbst sagen?

Das wäre dann der Gegenentwurf.

Du hast mal sowas erwähnt wie: "Das Selbst braucht kein ich!"

Wieso es dann haben?

Ein Buch was ich Passagen Weise gelesen habe ist Haben oder Sein" von Erich Fromm (https://de.wikipedia.org/wiki/Haben_oder_Sein).

Der Titel viel mir gerade ein."

 

Jorge Luis Borges (zitiert von: https://philippe-wampfler.ch/wordpress/wp-content/uploads/2014/10/Borges-und-ich.pdf)

"Dem anderen, Borges, passiert immer alles. Ich schlendere durch Buenos Aires und bleib stehen, vielleicht schon unwillkürlich, um einen Bogengang und die Gittertür zu betrachten; von Borges erhalte ich Nachrichten durch die Post und lese seinen Namen in einem Professorenkolleg oder in einem biographischen Lexikon. Ich mag Sanduhren, Landkarten, die Typographie des 18. Jahrhunderts, Etymologien, das Aroma von Kaffee und Stevensons Prosa; der andere teilt zwar diese Vorlieben, aber in aufdringlicher Art, die sie zu Attributen eines Schauspielers macht. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass wir auf schlechtem Fuß miteinander stünden; ich lebe, ich lebe so vor mich hin, damit Borges seine Literatur ausspinnen kann, und diese Literatur rechtfertigt mich. Ich gebe ohne weiteres zu, dass ihm hie und da haltbare Seiten gelungen sind, aber diese Seiten können mich nicht retten, vielleicht weil das Gute schon niemandem mehr gehört, auch nicht dem anderen, sondern der Sprache oder der Tradition. Im Übrigen ist es mein Los, mich zu verlieren, unwiderruflich, und nur irgendein Moment von mir wird in dem anderen überleben können. Allmählich trete ich ihm alles ab, obwohl ich seine perverse Art des Verfälschens und Vergrößerns kenne. Spinoza meint, dass alle Dinge in ihrem Sein beharren wollen; der Stein will ewig Stein sein und der Tiger Tiger. Ich muss in Borges bleiben, nicht in mir (falls ich überhaupt jemand bin), aber ich erkenne mich in seinen Büchern weniger wieder als in vielen anderen oder im beflissenen Gezupf einer Gitarre. Vor Jahren wollte ich mich von ihm befreien und ging von den Mythologien der Vorstadt zu Spielen mit der Zeit und mit dem Unendlichen über, aber heute gehören diese Spiele Borges, und ich werde mir etwas anderes ausdenken müssen. So ist mein Leben eine Flucht, und alles geht mir verloren, und gehört dem Vergessen, oder dem anderen. Ich weiß nicht, wer von beiden diese Seite schreibt."

 

Kommentar von GiDo:

"Ihr wisst, wie ich Muho schätze. Und doch ist es an der Zeit, hier auch mal Tacheles zu reden, denn ich mache mir etwas Sorgen. Ja, es wurde zurecht kritisiert: Muhos Videos sind oft zu lang. Aber gelegentlich auch zu unvorbereitet und zu gedankenschwer. Man sieht es an seinem häufig verkniffenem Mund, und ich bin mir nicht sicher, ob es ein gutes Zeichen ist, wenn man einerseits viel Zazen sitzt, um Gedanken ziehen zu lassen, sie dann aber minutenlang bedächtig (um ein freundliches Wort zu wählen) hin und her wägt. Die Mundverkniffenheit im Interview mit Brad Warner, das ich auch erst gestern sah, schien mir möglicherweise sogar Dissenz zu verbergen. Sollte dieser Dissenz nicht offen angesprochen werden? Oder täusche ich mich?"

(https://der-asso-blog.blogspot.com/2020/09/das-ego-muss-weg.html)

 

Mehr Gedankenschweres zum Thema:

"Wer bin ich?": https://www.youtube.com/watch?v=XuSxo-m91ps

"Penetre und ich": https://www.youtube.com/playlist?list=PLHc3lR360zox8jgWJPTKY0TXtQYrC_Q0o